Das kann man sich auch sparen. Oder: Wieso 15min für einen Vortrag zu wenig ist.

von Khark am 29. Januar 2007 um 18:06 Uhr

In der Schule halten wir im Fach “Einfache IT-Systeme” z.Z. Referate.
Das Fach heißt wie das gleichnamige, beliebte Buch (Es ist schlecht.) aus dem “Bildungsverlag Eins”.

Die Dauer eines Referates sollten 15 Minuten nicht übersteigen, ansonsten kann es Abzüge in der Bewertungsnote geben.
Nun ist es aber so, das diese Referate über Grundlagen handeln. Was ist ein Motherboard?, Was eine CPU?, Wie sehen eigentlich so Festplatten aus und wie funktionieren sie, Was ist ein Dateisystem?, Was ein Betriebssystem?, etc.

An sich also recht simple Dinge, wenn man so wie ich das ganze mit etwas mehr Vorwissen angeht als der bundesweite Durchschnitt. (Ich habe jetzt genug Praktikas gemacht, Azubis und Firmen gesehen um zu wissen das ich besser als der Durchschnitt bin.)
Leider ist es aber so, das die Mitschüler relativ wenig Motivation in die Ausarbeitung ihrer PowerPoint-Präsentationen stecken.
Da wird einem Mal ein SATA-Anschluss als SCSI-Anschluss verkauft, SD-RAM als DDR-RAM bezeichnet und die Bedeutung der Buchstaben “PC133″ auf dem RAM-Riegel ist auch nicht bekannt.
Oder bei einer Festplatte bleibt gänzlich unerwähnt wie den die Daten so rein physikalisch auf den Scheiben angeordnet sind. Kein Wort zu Cluster, Sektoren, Spuren o.ä.
Oder man wird mit lauter Abkürzungen, alter unwichtiger, längst in Vergessenheit geratener Bussysteme zugemüllt und alles was dazu gesagt wird ist:
“Ja also H war der Ursprung, war langsam konnte nichts, G war dann etwas schneller aber konnte immer noch nichts. I konnte dann mehr, war aber wieder langsamer.” Und so weiter.
– Lerneffekt gleich 0. Und da man den Dingern nie mehr begegnen wird braucht man es sich auch nicht merken. Und wenn man Ihnen begegnet kann man sich das selbst beibringen.

Aber wehe man fragt nach. Der O-Ton den man dann fast immer zu hören bekommt geht ungefähr so: “Also sooooweit haben wir uns damit jetzt nicht beschäftigt. Wir haben ja nur 15 Minuten Zeit.”
– Got it? Wir reden von den Grundlagen die in jedem Wikipedia-Artikel gut erklärt drin sind. Selbst wenn man die tibetanische Wikipedia aufruft. Und wenn sich auf das wichtige konzentriert kann wirklich einiges bei rum kommen.

Das Schlimme ist aber, das unser Lehrer immer nur zustimmend nickt und den Schülern beipflichtet.
Meine Meinung ist, das man das ganze dann auch gleich sein lassen kann. (Sollen die Leute doch im Betrieb lernen, das SD-RAM nicht in einen DDR-RAM-Slot passt.) Oder das man dann die Zeit für so ein Referat erhöht.
– Das wird aber wieder schwierig, weil wir dann zuwenig Zeit für den anderen Stoff haben.

Genau das weiß der Lehrer und lässt deswegen die 15-Minuten-Ausrede gelten.
Bei mir sieht das anders aus:
Es mag zwar nicht in die 15min Präsentation gepasst haben. Ok, das lasse ich gelten. Den 15 Minuten sind effektiv ca. 5-6 Folien mit Text, ohne Einleitung, Gliederung, etc. Aber das man sowas dann nicht im Kopf hat.. Grrrr. Auch wenn es für viele brandneu ist, so sollte man doch essentielle Begriffe irgendwie mal gelesen/gehört haben und irgendwas dazu sagen können. Aber nö, man beschäftigt sich nur soweit, das man die 15min vollbekommt. Fertig. Der Rest war eben zu weit fortgeschritten..
Wieso man dann für 15 Minuten 2-3 Wochen braucht und sich jetzt schon wieder Leute aus den vorher abgesprochenen Terminen herausreden, weil Sie nicht fertig sind. AH!!

Es ist zum Mäuse melken. Echt jetzt.. Ich frage mich einfach nur wozu ich mir das 3x die Woche geben muss, wenn ich nichts lerne und eventuelle Fragen unbeantwortet bleiben.

Ich will gar nicht wissen wie mein Referat “Aufbau von Betriebssystemen” im nächsten Block zensiert wird, wenn ich als einzige Quelle “Modern Operating Systems” von Andrew Tanenbaum angebe.

Edit 27.04.2007:
Es wird eine Eins. Mit leichtem Minus in der Formnote weil ich zu schnell spreche und mein Azubikollege zu oft Äh/Öhm gesagt hat. (Finde ich zwar nicht, aber ok..)

10 Antworten zu “Das kann man sich auch sparen. Oder: Wieso 15min für einen Vortrag zu wenig ist.”

  1. jchome sagt:

    Du arme Sau, ich habe die Qualen schon hinter mir. Das letzte Jahr meiner Ausbildung war eine Hoelle der Unterforderung und Niveaulosigkeit. Die “Ausrede” “Ich hab es noch nicht fertig” fuehrte teils soweit, dass der Lehrer 6er verteilt hat, die Vortraege waren inhaltslos und dumm, die Fragen, die man stellte wurden mit einem groszen Raunen der Masse kommentiert und man musste sich so der Klassenkeile entziehen, dass man einfach die Schnauze halten musste. Naja, danach das Fachabi in Informatik war auch aehnlich, die breite Masse waren technische Zeichner und andre stumpfe Leute, die nicht viel Ahnung von Technik haben, es aber unbedingt bis an ihren Lebensabend machen wollen. Es ist gruslig wie deren Arbeitseinsatz, deren Erklaerung wie ein RAM Modul funktioniert oder deren programmiertechnischen Faehigkeiten aussehen. Ich meine unserer eins kann von sich behaupten mal C, C++, PASCAL, *sh im Vorraus mal programmiert zu haben und so einige Erfahrungen gesammelt zu haben. Ich mein, es ist nicht erforderlich gewesen aber es macht doch Spasz, oder? Naja, ich hoffe, dass die IHK Endausscheidung diese Leute wie immer ausfiltert und zeigt, dass das Fachwissen doch von Noeten ist.

  2. Peritus sagt:

    Grauslig.

    Ich kann nicht verstehen, wie man sich das freiwillig antun kann. In nem Informatikstudium kann man sich zwar auch die Hälfte sparen (Redundanz, Uralt, Langweilig, nur für Window$-Leute noch n Problem), aber wenigstens kann man gehen, wann man will.
    Allerdings hätten so n paar Jahre Zeit für n autodidaktisches Studium unter der Schulbank auch was.

    Gruß,

  3. Apocalypsedude sagt:

    Und wieder kommt es mir alles seltsam bekannt vor…

    Und dann muss man sich vor diesen Leuten noch für den Wissensvorsprung und Enthusiasmus “entschuldigen”.

  4. Christian sagt:

    Bei diesen Schilderungen frage ich mich immer wieder, ob ihr alle für euren Ausbildungsberuf hoffnungslos überqualifizert, oder ob das Ausbildungsnivau tendenziell zum Nullpunkt stagniert. :O

  5. Khark sagt:

    Ich denke mal speziell auf mich bezogen ist es eine Mischung aus beidem. Das was im 1. Lehrjahr gemacht wird ist für mich eben ein alter Hut. Sei es dadurch das ich es schon auf dem Fachgymnasium IT hatte, in meiner 1. Ausbildung oder (seit Jahren) zu Hause mache.
    Das dann natürlich einige keinen Bock auf ihre Ausbildung haben kommt dann noch hinzu.

    Aber speziell unser Programmierlehrer (Diplom Informatiker) hat es dann doch richtig drauf.
    – Dort kann also jeder noch was lernen.

    Andererseits gibt es natürlich auch folgendes:
    Während die einen noch an ihrem HTML-Framesets basteln konfiguriert Khark schon, PuTTY sei dank, sein OpenVPN.
    Ich such mir eben meine Freiheiten da, wo ich Lücken ausnutzen kann :-)

  6. dieter sagt:

    Du bist ja ma l voll der Trottel, sowas arrogantes habe ich nicht erlebt!!!! Nur weil du auf den scheiß stehst müssen die anderen nicht auch auf den Scheiß stehen, ich weiß nicht was das PC133 auf dem RAM bedeutet, ist doch aber auch völlig egal in 5 jahren gibts gar kein ram mehr und aus was besteht ein computer ist doch sowieso für berufsschüler, da in 2 jahren völlig neue komponenten auftreten und das nicht der Kern der Sache ist…FORMALISMUS IST ANGESAGT! …aber sowas weiß man natürlich nicht als berufschüler, oder was du auch bist….

  7. Khark sagt:

    [x] Kommentar gelesen
    [x] Deine Meinung respektiert
    [ ] Sie für gehaltvoll befunden

    Fazit: 2 von 3 Punkten.
    Bitte begeben Sie sich nun zum Ausgang und beehren Sie unser Blog nicht wieder. Danke.

  8. Tim sagt:

    Gewöhn dich daran, dass die die Mehrheit aller menschen auch in SPEZIELLEN bereichen, gerade in diesem SPEZIELLEM Bereich genau GAR KEINE Ahnung haben… Was ich bis jetzt so alles erlebt habe….

    Das Buch Einfache IT Systeme habe übrigens auch hier liegen…. Recht einfach gehalten, aber teils interessant… (stark) Vereinfachte Grundlagen halt ;)

    Und an den lieben Dieter, was der hänschen nicht lernt, lernt hans wohl nimmer mehr… Oder für dich, verstehst du die Technik von gestern nicht, dann wohl die von heute erst recht nicht.
    Kauf dir mal ne ComputerBild… als ich vor 10 Jahren mit der eingestiegen bin war alles recht einfach erklärt… und mit Garantie auch PC133 zur entsprechenden Zeit ;) DA WERDEN SIE GEHOLFEN

    Und bitte nun keine üble nachrede… ComputerBild war wirklich zuletzt vor 10 Jahren… naja fast 98 oder so :>

  9. dieter sagt:

    [ ]Steck
    [ ]dir
    [ ]deine
    [ ]kästchen
    [ ]in
    [ ]den
    [ ]Arsch!

    viel spaß noch in der berufsschule und mit eruen Computerbildzeitung!

  10. Khark sagt:

    Dieter, ich danke dir für diesen wunderschönen Morgen. *grins*

    Wenn Formalismus bedeutet, das man nicht Kritikfähig ist, dann bleibe ich lieber so wie ich bin :-)