Die lieben Nachbarn

von MichiK am 1. April 2006 um 16:21 Uhr

Gestern war gleich in mehrfacher Hinsicht ein bekloppter Tag. Erst die Geschichte mit der Klausur, dann das kaputte Fahrrad, dann die Verfolgungsjagd mitten in der Nacht. Aber um halb 5 Uhr war der Stress noch nicht vorbei.

Plötzlich schallte infernalischer Lärm durchs Haus. Die Idioten im zweiten Stock schräg über mir haben Musik angemacht, und zwar auf voller Lautstärke. Keine drei Minuten später stand ich dort vor der Wohnungstür, drückte ein paar Sekunden lang auf die Klingel und habe den Typen, der aufgemacht hat – ich habe ihn bisher noch nie hier im Haus gesehen – freundlich darauf hingewiesen, dass man das Gedröhne im ganzen Haus hört und es Leute hier gibt, die pennen wollen. Er – breite Schultern, Bräune frisch aus dem Solarium, mit vielen Tätowierungen verzierter nackter Oberkörper, eine Tube Gel in den Haaren und damit sofort in die Kategorie “Geistiger Tiefflieger, bitte nicht füttern!” einsortiert – zuckte bloß mit den Schultern und meinte “Jaja, ich machs leiser.” und schob kurz bevor die Tür ins Schloss fiel, noch ein unfreundliches “Verpiss dich und nerv nicht!” hinterher.

Damit war klar: Da wird nichts leiser gemacht. Also wieder geklingelt und ihm erstmal klargemacht, wo er sich sein “Verpiss dich!” stecken kann. Meine Drohung, dann eben die Polizei zur Klärung der Situation zu rufen, falls die Musik nicht leiser gemacht wird, wurde zwar zunächst mit finsterem Lachen quittiert, verfehlte ihre Wirkung aber scheinbar nicht. Es wurde dann nämlich sofort ruhig.

Sehr schön war auch anzusehen, wie der Typ sich direkt ins Abseits manövriert hat: “Du trägst ne Brille und hast lange Haare, du bist doch sicher ein Intellektueller oder so …” – “Na und?” – “Äh …” Damit hatte er bei mir verloren. Ich bin ja für jeden Spaß zu haben und ich kam ja in dem Moment selbst grade von einer Party. Hätte er sich für den Krach entschuldigt, mich eingeladen, doch mitzufeiern und mir ein Bier angeboten, wäre die Welt in Ordnung gewesen. Aber wenn er direkt auf mein äußeres Erscheinungsbild anspielt, hat er einfach verschissen und meine Kompromissbereitschaft sinkt rapide gegen Null.

Einer meiner Nachbarn hat wegen denen übrigens schon seine Wohnung gekündigt und zieht nächsten Monat aus. Ich sollte auch mal mit dem Vermieter reden – ein Grund mehr, hier abzuhauen. Und diesmal nicht reine Bequemlichkeit (Es ist ja doch recht weit zur Uni, aber nicht kritisch.) sondern ein richtiger, handfester Grund. Das Versprechen, dass als Mieter hier nur Studenten zugelassen werden sollen, war ja auch nichts wert. Macht nichts. Aber gegen gewisse Personenkreise habe ich einfach eine Allergie.

Mal schauen, wie es weiter geht. Ich habe noch mindestens zwei Optionen offen: Ich könnte, wenn es mir zu bunt wird, einfach in den Keller gehen und die Hauptsicherung der entsprechenden Wohnung ausknipsen. Der Sicherungskasten sollte zwar verschlossen sein, aber ich weiß, wie man ihn trotzdem öffnen kann. Außerdem könnte ich einfach meine Drohung wahr machen und beim nächsten Mal direkt ein paar grün-weiße Freunde mitbringen.

Eine Antwort zu “Die lieben Nachbarn”

  1. [...] Nachbarn hören nicht nur mitten in der Nacht laut Musik sondern irgendwer hier aus dem Haus beklaut mich auch. Und das ist kein [...]