Ein paar Gedanken zum CD-Kauf und der Innovationslosigkeit von Radiosendern

von Khark am 21. Juli 2005 um 01:21 Uhr

Es ist Ende Juli. Ende August/Anfang September soll das neue Album “Die Frage wie” von Laith-Al Deen rauskommen. Ich mag Laith-Al Deen. Sehr sogar. Seine Texte sind sehr emontional, er versteh es Gefühle mit Worten und Umschreibungen zu beschreiben. Um nicht zu sagen: Sie gehen hautnah (manchmal auch tiefer). Auch wenn ich mitunter bei einigen Liedern nicht weiß, ob Sie nun literatischer Schwachsinn, emontionaler Kitsch oder einfach nur Zielgruppen-Poesie sind (der Reihenfolge und Bedeutung einzelner Strophen nach) – nett anzuhören sind Sie trotzdem.

Ich hab mittlerweile alle Alben von ihm gebraucht bei Amazon gekauft.
Auf ihn aufmerksam geworden bin ich durch eine Internet Tauschbörse.
Ja, jene Software die von den Plattenlabels verteulft wird und für Umsatzausfälle in Millionenhöhe verantwortlich gemacht wird.
– Aber um den Streit um Sinn, Legalität und Schaden von Peer-to-Peer Tauschbörsen wie Kazaa, Gnutella, Emule und Bittorrent soll es hier nur nebensächlich gehen.
Viel mehr will ich die Probleme aufzeigen, die sich einem potenziellen Käufer (mir) in den Weg stellen, wenn er ein Album kaufen will und sichergehen will, das dies auch kein Fehlkauf wird.

Meine Meinung zu Tauschbörsen etc. ist:
Wer sich die Lieder, die er kauft und öfters hört auch auf CD kauft soll weitermachen. Die, die nur Sammeln oder aus angeblichen Protest wegen zu hoher CD-Preise nichts kaufen sollten mal auf Flohmärkten, bei Ebay oder Amazon gucken. Dort gibt es oft Schnäppchen.
Mir sind die CD-Preise auch zu hoch, ja. Ich lade ab und zu auch runter, ja. Aber ich kaufe mir auch die CD wenn mir das Album gefällt. Wenn nicht wird es gelöscht.
Wenn man nur einige wenige Lieder von einem Künstler hört, die zudem nur auf verschiedenen Alben erhältlich sind, gibt es ja mittlerweile die Möglichkeit über Seiten wie musicload.de der Musikindustrie trotzdem noch ihren Obulus zukommen zu lassen.
Auch wenn man mit einer DRM-Geschützen .wmv Datei nichts anfangen kann – es geht darum für das, was man mag zu zahlen.
– Das man Umsatz erzeugt. Dies ist für jedes Unternehmen ein, wenn nicht der, wichtigeste Indikator wie gut eine Gruppe vom Markt angenommen wird.
Die Lieder hat man in diesem Szenario sowieso meist schon als .mp3 oder .ogg und kann die .wmv Datei somit getrost löschen und sich zu Recht ausgiebig auf die Schulter klopfen.
– Wobei ich zugestehen muss, das ich noch keine Lieder Online gekauft habe. Aber eine Möglichkeit trotzdem Gerechtigkeit walten zu lassen ist es.

Wie gesagt kommt Ende August die neue Laith-Al Deen CD heraus.
Auf der Homepage, www.laith.de, ist Sie bereits angekündigt.
Zum 1. August soll sogar der Song “Leb den Tag” als Gratis-Download angeboten werden.
– Das freut mich natürlich sehr. Gibt es mir die Möglichkeit einen Teil des Albums vorher komplett probezuhören und zu gucken, ob mir das Album auch wirklich gefällt und mein Geld wert ist. Oder ob ich evtl. auf Maxi-CD Auskupplungen warten sollte.
Eben so werden dann wohl auch die Songtexte Online sein, sowie 30Sekunden jedes Stückes hörbar sein.

All das zusammen sind Schritte in die richtige Richtung. Nur ein Problem stellt sich mir:
Wie soll ich von einem Lied auf den Inhalt eines gesamten Albums schließen?
Musik ist keine Wissenschaft. Sie ist Geschmack. Ich kann nicht, wie in der Physik, aus der Formel für Beschleunigung sämtliche anderen Gesetze, mittels mehr oder weniger intensiven Aufwand, herleiten.
Nicht vorrausberechnen, das mir der Rest des Albums auch miss-/gefällt.

Also probehören.
Das geht natürlich. Jeder bessere CD-Laden oder Elektro-Discount hat irgendwo 1-2 CD-Player mit Kopfhörern stehen, an denen man seine CDs vor dem Kauf probehören kann. Nun ist so ein Album aber leider immer um die 70 Minuten lang.
So einen CD-Player kann man im Geschäft nicht für 70 Minuten belegen. Streiterein sind vorprogrammiert. Klar kann man mehrmals kommen…
Aber 5mal in den Laden rennen um jedesmal ein und das gleiche Album probezuhören und dort nie auch nur ein Album zu kaufen? (Wie gesagt, die Ladenpreise sind mir zu teuer.)
– Hausverbot so gut wie vorprogrammiert.
Mal davon abgesehen, das ich keine Lust hätte 70 Minuten lang in so einem Laden zu stehen..

Und was ist mit so Seiten wie Amazon? Dort kann man jeden Titel probehören.
Ok.. Nur, wenn man Software installiert (RealPlayer) die mir sehr suspekt ist und selbst nach deaktvieren sämtlicher Benachrichtigungs- und Updatefunktionen einen immer noch von Zeit zu Zeit mit “Heißen Tipps zum CD-Kauf” oder “Breaking News über Auftritte von Band Xy” bespammt.
Naja.. Die ersten 30 Sekunden kann man dann probehören. Nicht wirklich so toll.
Gibt es doch genug Lieder, die am, oftmals kurzen, Anfang (Intro) sehr gut – dann aber zum wesentlich längerem Mittelteil eher schlecht werden.
Sprich: Ihren Klang/Rhytmus mehrmals komplett ändern.
30 Sekunden reichen dafür nicht. Oder kann man nach dem Hören der ersten 30 Sekunden einer völlig unbekannten Mozart-Sinfonie sagen, wie es weitergeht? Fühlen, das einem die restlichen 25 Minuten immer noch genau so gut/schlecht gefallen?

Wir stehen also vor folgendem Problem:
Wir möchten einen möglichst, gerne kompletten Eindruck der CD vor dem Kauf haben.
– Die Rückgabe von geöffneten CDs ist aus leicht nachvollziehbaren Gründen ja meistens nicht möglich.
Auch soll dieser Legal sein.
Denn einen legalen Weg muss es geben. Sonst würde die Musikindustrie ihre Kunden ja nicht dermaßen als Raubkopierer brandmarken.
Wir suchen eine Möglichkeit komplette CDs oder zumindest einen großteil der Lieder legal und unentgeltlich vorher zu hören. (Wenn ich ein Auto probefahre und dann nicht kaufe muss ich dafür doch auch nichts zahlen.)
Gerne auch mehrmals. Wenn ich mich in unterschiedlichen Stimmungen befinde, weil dies auch den Geschmack beeinflusst.

Hmm…

Das Internet fällt dank mangelnder legaler Angebote oder teurer Preise weg.
Dann kann sich die CDs gleich im Laden kaufen, Rippen und bei Ebay/Amazon verkloppen um so zu versuchen ein Teil der Kosten wieder hereinzubekommen.
( – Wie steht die Musikindustrie eigentlich dazu? Ihr Geld hat sie ja in diesem Fall erhalten. Und solange ich die Stücke in keiner Tauschbörse anbiete richte ich ja auch keinen Schaden an.)

Hmm..

Radio…

Radio! Ja!
Sind die Radiostationen mit ihrem Einheitsbrei aus dem besten der 20/30/40/50/60/70/80/90er den guten Stücken von Heute, den besten von Morgen und den allerbesten von Übermorgen in ihrer Funktion doch eh auf die eines Musikmarkting-Senders reduziert. Ist es ihre einzige Aufgabe die neusten Kreationen aus den Folterkellern der Plattenlabels einem desinteressieren und blöckendem Publikum schmackhaft zu machen.
Ja! Geil!
Radiosender rausgesucht, Webseite angesurft.
So, wann spielen Sie den jetzt Laith-Al Deen mit $Lied_x?
Programmvorschau… Hmmm. Ah! Da.
Mal sehen.
9.30 Morgenspass mit X
9.50 Nachrichten – 10minuten früher informiert

Jaja.. Das ist das Rahmenprogramm.. Wo ist die Musikliste?
Ah dort. *klick*
Humm.. Die geht nur bis gestern??

Gibt es wirklich noch keine Zeitschrift, die das Radioprogramm der Radiosender für die kommende Woche enthält?
Klar.. Komplett geht nicht. Hörerwünsch müssen ja auch berücksichtigt werden. Und irgendwie verliert man immer 1-2 Minuten.. Aber das ist ja nur ein kleines Manko.
Sind die Radiosender wirklich noch nicht in der Echtzeit angekommen?
Bietet kein Radiosender eine Musikvorrausschau für den aktuellen Tag/Woche an?
– Schade.
Und jetzt erzähl mir keiner, das vor Sendebeginn nicht feststeht welche Lieder gespielt werden.

Ok.. Ich habs kapiert..
Dann eben wieder Bittorrent, runterladen, probehören (komplett, mehrmals, kostenlos und ohne Reue) und warten bis die ersten enttäuschten Käufer ihre CDs bei Amazon verkloppen und sich aus Geldnot (Jaja, CDs sind ja sooo teuer :D) gegenseitig mit den Preisen unterbieten.

Einsetzen meines wirtschaftlichen Jagdinstinktes:
Warten bis der Preis erschöpft am Boden liegt, zubeißen, Beute sichern.
Dann das alt bekannte Programm abspulen: CD auspacken, Rippen in Ogg Vorbis 192kbit/s, im Musik-Ordner einsortieren und die CD im Regal einstauben lassen.

Schulterklopfen nicht vergessen. Ich habe gerade massig Geld gespart.
Probleme hab ich mit diesem Vorgehen nicht, ist ja mein Geld und außerdem legal.
Die Musikindustrie aber anscheinend schon. Sollte Sie auch, ist ja ihr Geld und außerdem illegal.

Wobei ich nicht wüßte, was an diesem Vorgehen illegal und verwerflich sein soll.
Ich bin ein Kunde. Leider kein dummer. Bevor ich etwas kaufe möchte ich wissen was ich da kaufe und ob es überhaupt seinen Preis wert ist.
Ich bin ein Kunde. Der Preis ist einer der Hauptindikatoren für mich etwas zu kaufen oder es zu lassen. Es ist in meinem ureigensten Interesse, das der Preis so niedrig wie möglich ist.

Wenn dies mein Verbrechen ist, so bin ich gerne bereit meine Schandtat mit Stolz herumzutragen.

4 Antworten zu “Ein paar Gedanken zum CD-Kauf und der Innovationslosigkeit von Radiosendern”

  1. MichiK sagt:

    Gebraucht CDs kaufen ist eine interessante Idee. Allerdings weiß man so nicht, ob die CD vielleicht irgendwo zerkratzt ist und somit hässliche Sprünge mittem im Lied auftauchen oder das PC-Laufwerk nur einen “Lesefehler” ausspuckt und sich darüber hinaus nicht regt. Bei Privatkäufen – z.B. auf Flohmärkten – hast du dann auch kein Rückgabe-, Umtausch- oder sonstiges Recht. Bei Amazon mag das anders sein, aber die treten bei gebrauchten Sachen normalerweise als Zwischenhändler auf – Stress ist also auch hier mehr oder weniger vorprogrammiert.

    Das mit dem Kauf bei Musicload.de und Konsorten ist ja ein interessanter Ansatz, aber schauen wir mal am Beispiel von Musicload: Wenn einem einzelne Tracks gefallen, kosten die hier pro Track mindestens 99 Cent, öfter 1,29 oder 1,49 oder gar 1,59 Euro. Ich soll also einen solchen Betrag pro Lied in einem kaputten DRM-Format ausgeben, nur um es anschließend wegzuschmeißen? Nein danke! Das Geld habe ich einfach nicht übrig. Davon abgesehen sind viele Titel garnicht einzeln verfügbar. Man müsste also das ganze Album für 9,90 oder 12,90 Euro kaufen – Ok, das ist billiger als im Laden, darüber könnte man reden, wenn das Album in Ordnung ist. Ab in den Warenkorb – schauen wir mal auf die Bezahlmethoden. Doch was ist das? Ich habe die T-Offline-Rechnung, sowie T-Pay zur Auswahl, das ginge beides über die Telefonrechnung. Schlecht, das Telefon läuft nicht auf meinen Namen und ich möchte nicht wissen, was meine Mutter sagt, wenn ständig irgendwas auf der Telefonrechnung auftaucht. Also weiter – Firstgate click & buy, mit dem Laden habe ich schlecte Erfahrungen. Gibts nicht. Kreditkarte? Habe ich nicht, wozu – wir sind doch nicht die USA hier. HappyDigits? Glückliche Ziffern? Aha… nie von gehört. Zumal das wieder eine eigene Einheit ist (100 Digits = 1 € steht drunter). Kann ich auch drauf verzichten. Ich will doch nur Musik kaufen und mich nicht mit irgendwelchen obskuren Geldverschiebern einlassen. Hier wäre es wünschenswert, wenn man sich dort einfach anmeldet und per Überweisung ein Schattenkonto beim Anbieter aufladen kann. Prepaid-Musik sozusagen. Beim Handy klappt das doch auch. Aber scheinbar will der Laden mein Geld garnicht.

    Ich soll mir hier also Mühe machen, um der Musikindustrie bei diesen Praktiken noch Recht zu geben und “Umsatz zu produzieren”? Nein, kommt nicht in die Tüte. Wenn ich da kaufe, merkt die Industrie ja, dass ich diese Methoden gut finde und es wird sich nie was ändern. Warum soll ich krampfhaft verkrüppelten DRM-Schrott kaufen und dafür haufenweise Geld rauswerfen? Günstige Preise, DRM-freie Musik in freien Formaten, für normale Menschen zumutbare Bezahlmethoden und ich bin sofort dabei. Alleine schon deshalb, weil es bei manchen Tracks durchaus mühevoll ist, diese in einer Tauschbörse in guter Qualität und vollständig und heile – und in der richtigen Version – zu bekommen. Bei einem offiziellen Anbieter wäre sichergestellt, dass ich das bekomme, was ich möchte und dass die Qualität in Ordnung ist. Außerdem wäre es beispielsweise auf Partys doch recht cool – jeder kennt die Situation: “Spiel mal $Lied von $Kuenstler, das will ich unbedingt hören! Hast du das?” – “Nein, aber Moment” *klick* *klick* “Jetzt ja.” *dudel*

    Probehören auf Webseiten – gut und schön, das spricht mich weniger an. Die Qualität ist mies, es werden meist nur Ausschnitte angeboten und zumindest ich brauche sowas auch garnicht. Wenn ich bestimmte Musik haben will, dann kenne ich sie vorher bereits. Im Radio, bei Bekannten, oder auf nem Konzert gehört – oder schon auf der eigenen Festplatte.

    Zumindest in den Plattenläden hier, die ich kenne, kann man nicht jede CD probehören. Es gibt CD-Wechsler mit einigen CDs drin, die grade in den Charts sind – für mich also zu 95% sowieso ausscheiden – und die kann man dann hören. Der Rest schaut in die Röhre. Von den Problemen, die du hier ansprichst, die auf einen zukommen, wenn man stundenland im Laden steht und probehört, mal ganz zu schweigen.

    CDs kaufen, rippen und woanders wieder verticken wäre eine gute Idee – darüber habe ich auch schon nachgedacht. Würde man das in einen Kreis von Leuten systematisch durchziehen, hätte jeder eine riesige Musiksammlung, kaum Geld bezahlt, und noch dafür wäre alles legal. Aber mal ehrlich – wenn solche Geschichten in Mode kommen, wird die Musikindustrie halt zu unseren lieben Volksvertretern gehen, den Geldkoffer mitnehmen und in ein paar Monaten gibt es dann den nächsten “Korb” der “Uhrheberrechtsnovelle” und schon ist exakt das verboten. Man hat doch in den letzten Monaten gut gesehen, wie effizient das mittlerweile geht.

    Zum Radio: Ich kenne mich hinter den Kulissen ein wenig aus, daher behaupte ich mal, dass das ähnlich läuft, wie ich es hier darstelle. Kann natürlich von Sender zu Sender etwas anders laufen. In der Tat steht bis kurz vor der Sendung nicht fest, welche Lieder laufen sollen. Der jeweilige Moderator überlegt sich im Vorfeld seiner Sendung – in der Regel einige Stunden vorher, vielleicht auch schon am Tag davor – was er spielen möchte und geht ins CD-Lager und holt sich die entsprechenden CDs (oder bastelt sich heutzutage wohl eher seine Playlist am PC zusammen). Dabei gibt es spezielle Software, die ihm die Tracks anzeigt, die lange nicht gespielt wurden, aber in der Rotation des Senders auftauchen sollen (das CD-Regal ist entsprechend sortiert). Man fängt also an, seine Musik “hinten” auszusuchen, bei dem Zeug, was lange nicht lief. So wird auch verhindert, dass das selbe Lied in zwei aufeinanderfolgenden Sendungen gespielt wird. Dann gibt es natürlich noch die Tracks, die grade in den Charts sind und die gepusht werden sollen – in dem Fall sagt der Chef einfach “Spiel mal dieses oder jenes Lied, das ist mal wieder dran” und der Moderator muss dann schauen, wie er das sinnvoll in sein Programm integriert.

    Dazu kommen dann noch die Hörerwünsche – jemand ruft an und wird natürlich am Telefon vom Büro schon entsprechend ausgefragt, was er sich wünscht und was er sagen möchte – der Büromensch sucht das entsprechende Lied dann raus und geht mit der CD (oder der Songnummer, mit der es die Software direkt rausspuckt) und den restlichen Daten zum Moderator und gibt ihm den Kram – maximal fünf Minuten vorher.

    Die Radios wissen also in der Regel wirklich nicht exakt, welcher Titel wann laufen wird – das ist die Ermessenssache des Moderators und der entscheidet das im schlimmsten Fall eben direkt vor Beginn seiner Sendung (oder manchmal auch direkt während der laufenden Sendung, wenn er sich das Programm selbst aussuchen kann und keine festgelegten Tracks bekommt). Dies passiert übrigens auch auf Anordnung der Musikindustrie so – eben um zu verhindern, dass man exakt weiß, wann welches Lied laufen wird und sich dann mit dem Knopf auf der Aufnahmetaste schon mal auf die Lauer legt. Würde ein Sender vor Beginn der Sendung die exakte Playlist veröffentlichen, ist er seinen Vertrag los und wird vom entsprechenden Label garnicht mehr versorgt. Das höchste der Gefühle sind Ankündigungen wie “Innerhalb der nächsten halben Stunde läuft $Titel” oder “Heute Abend das große $Interpret-Special”. Mehr ist einfach nicht drin.

    Der umgekehrte Weg funktioniert allerdings wunderbar – viele Sender stellen ihr Programm fast in Echtzeit ins Netz “seit zwei Minuten läuft folgender Song: …” und auch das Programm der letzten Tage lässt sich oft abrufen. Finde ich persönlich sehr gut, weil ich von Zeit zu Zeit schonmal ein Lied höre, was mir gefällt oder was ich vielleicht auch schon kenne, aber von dem ich einfach Interpret und/oder Titel nicht weiß. Vor allem bei vielen “Sieben Hits am Stück”-Sendern wird das ja auch garnicht mehr bei jedem Titel angesagt. Somit weiß man dann, wie das Lied heißt und kann sich auf die Suche danach machen.

    Du schreibst ja auch “Ich bin ein Kunde” – ich bin auch einer. Und als Kunde habe ich auch das Recht, etwas nicht zu kaufen, wenn mir die Konditionen des Anbieters nicht gefallen. Was zu teuer ist oder wenn die Qualität nicht zum Preis passt, wird nicht gekauft, so einfach ist das. Da ich zur Zeit leider keine Angebote ausmachen kann, bei denen dieses Verhältnis stimmt, heißt das eben Boykott. Dass ich mir das Zeug “unter der Hand” trotzdem organisiere, sollte der Musikindustrie eigentlich egal sein. Schließlich klaue ich nichts – oder fehlt dort plötzlich was? Das Geld für den Kram könnte oder wollte ich sowieso nicht ausgeben, also was solls. Wenn die sich nun auf die Hinterbeine stellen und ihre eigenen Kunden vergraulen und kriminalisieren, sinken sie bei mir in der Sympathie erst recht ziemlich steil ab und die Konditionen, bei denen ich wirklich etwas kaufe, müssen noch besser werden.

    Ich gebe aber auch zu, dass ich von Zeit zu Zeit auch heute noch Musik kaufe, allerdings muss dafür eine von zwei Bedingungen erfüllt sein. Zuletzt vor einem Jahr hab ich im Plattenladen eine CD von einer Band gesehen, die mir echt gut gefällt, dazu war der Preis recht in Ordnung. Ich hatte das Geld zufällig auch in der Tasche. Das besondere war: Es handelte sich um eine spezielle Sammler-Edition in limitierter Auflage, die an vielen anderen Orten schon vergriffen war. Also habe ich zugeschlagen.

    Ansonsten kaufe ich Musik direkt bei Bands auf Konzerten. Viele Bands hier in der Region haben keinen Plattenvertrag, machen aber trotzdem gute Musik. CDs bekommt man im Onlineshop oder wenn man eins der Bandmitglieder privat anspricht oder nach dem Konzert. Dabei handelt es sich oft um selbstgebrannte CDs, beschriftet mit Edding oder mit einem selbst ausgedruckten Etikett. Die kosten dann je nach Laune 5-10 Euro und da kann ich mir sicher sein, dass die Band von diesem Geld saufen geht und die Kohle nicht in irgendwelchen verkrusteten Managment-Schichten der Industrie versickert wird.

    Daher wünsche ich der Musikindustrie auch einen langsamen und qualvollen Tod. Die Bands, deren Musik ich wirklich gerne und bereitwillig kaufen würde, machen auch ohne die Industrie Musik – und zwar wirklich gute. Es lebe die Indie-Szene… ;)

  2. creeper sagt:

    ich halte es auch nicht für eine gute idee, DRM verseuchte Musik zu kaufen und diese dann zu löschen und will hier mal mindestens 2 Gründe nennen:

    1.: Indem du dem Mist kaufst suggerierst du der Musikindustrie, dass du das Angebot angenommen hast -> sie glauben dann, du stehst total auf den Datenmüll im WMV-Format und sagen sowas wie “Der Kunde hats angenommen”. Dass du das ding dann wieder löschst und heimlich auf deiner Festplatte mit mp3 oder ogg dagegen “rebellierst” geht denen sonstwo vorbei.

    2.: meines wissens nach hast du dich trotzdem strafbar gemacht, auch wenn du faktisch den gleichen song, den du als mp3 auf der platte hast noch zusätzlich bezahlt hast. alleine schon weil ja kein DRM drum rum ist. Die Rechtsprechung ist im Bereich Musik/Urheberrecht jedenfalls sehr krumm und du hast strafrechtlich(oder eher zivilrechtlich) deinen Standpunkt in keinster Weise verbessert.

    ich persönlich kaufe nur sehr selten noch CDs:
    - weil ich im Laden kaum das finde, was mir gefällt
    - weil ich kein Geld scheissen kann
    - weil ich grundsätzlich keine CDs mit Abspielschutz kaufe, egal wie gut die Musik sein mag

  3. Chris sagt:

    Sehr schöner Artikel!

  4. parol sagt:

    Kjempe kuuuul hjemmeside du har.