Intelligente Fahrzeuge?

von MichiK am 22. Februar 2006 um 12:53 Uhr

Laut Heise fordert die EU nun mehr “intelligente Fahrzeuge”. Was soll man davon halten?

Ich selbst habe ein relativ altes Auto, das hat kein ABS, kein ESP, keine Servolenkung, keinen Bremsassistenten und nicht einmal elektrische Fensterheber. Das Auto warnt mich nicht, wenn ich den Abstand zum Vordermann nicht einhalte und es sagt auch nicht bescheid, wenn es draußen kalt ist und glatt sein könnte.

Dafür verbraucht es nicht viel Sprit (Elektronik braucht Strom, Strom muss erzeugt werden, Stromerzeugung braucht Sprit…) und ich habe im Lenkrad und in den Pedalen ein Gefühl für die Straße und für mein Auto. Ich brauche auch keinen Drehzahlmesser, weil der Motor laut genug ist, damit ich problemlos “nach Gehör” schalten und und Gas geben kann. Ich kann meine Fenster auch öffnen und schließen sowie die Spiegel nachstellen, wenn die Zündung grade ausgeschaltet ist. Ich muss mit dem Auto nicht in die Werkstatt, weil eine “Service”-Leute angegangen ist, die mir sagt, dass “irgendwas” nicht stimmt, was ich aber selbst nicht nachprüfen kann, weil ich das Steuergerät nicht auslesen kann…

Klar, ABS, ESP und diese ganze Technik sind nettes Spielzeug. Mein Fahrschulauto hatte damals einen Bremsassistenten. Man steigt ein, tritt mal kurz beherzt auf die Bremse, um zu sehen, wie gut die Bremsen sind und schon hängt man im Gurt. Der Motor war außerdem sehr leise, weswegen man das Auto kaum anfahren konnte, ohne dabei den Drehzahlmesser im Blick zu haben. Ich denke ja, dass die Augen beim Anfahren auf die Straße gerichtet sein sollten… Dank leichtgängiger Servolenkung hat man auch kein Gefühl für den Untergrund bzw. Straßenzustand.

Beim Auto meiner Eltern geht gerne mal die “Service”-Leuchte an, man kann dann nicht erkennen, was los ist und darf erstmal in die Werkstatt. Es könnte ein Problem mit der Klimaanlage sein, was jetzt im Winter ja völlig egal wäre. Andererseits kann aber auch die Motorelektronik eine Macke haben und will einen davor warnen, dass das Auto in Flammen aufgehen könnte, wenn man nicht demnächst zur Werkstatt fährt…

JA! Ich bin ausdrücklich technikverliebt. Ich hätte gerne ein Autoradio, was MP3s abspielt. Eine Anzeige des Reifendrucks oder der Abgastemperatur wäre cool. Eine WLAN-Antenne direkt neben der normalen Radioantenne auf dem Dach hätte Stil. Aber wenn es um die “Intelligenz” des Fahrzeuges geht, glaube ich trotzdem, dass ich mit meinen Sinnen und meinem Verstand tausendmal intelligenter bin als sämtliche Technik, die man in das Auto einbauen kann.

Das Auto ist nicht toll gefedert und nicht gut schallgedämmt. Ich spüre und höre, wenn mir beim Anfahren die Räder durchdrehen. Ich spüre in der Lenkung, wenn ich in einer Kurve ins Rutschen gerate. Ich spüre beim Lenken auch, ob ich grade auf trockenem Asphalt oder auf glitschigem Matsch unterwegs bin. Wenn ich einen Unfall habe und der Verschluss der Tür verklemmt ist und außerdem die gesamte Elektrik ausgefallen ist, kann ich einfach das Fenster runterkurbeln und aussteigen.

Ich kenne viele Leute, die meinen “Ich hab doch ESP, da werd ich schon nicht aus der Kurve fliegen.” oder “Ich hab doch ABS, was soll ich da Sicherheitsabstand halten, da kann man ja immer gut bremsen.” Das ist die andere Seite der Medaille…

2 Antworten zu “Intelligente Fahrzeuge?”

  1. Daniele sagt:

    Die Klimaanlage entfeuchtet im Winter die Luft im Fahrzeug, dadurch beschlagen die Scheiben nicht – also doch nützlich.

  2. MichiK sagt:

    Das kann die Heizung auch. ;)

    Es ging mir eigentlich darum, dass man nunmal nicht ohne weitere Klimmzüge festellen kann, ob das nun ein sicherheitsrelevantes Problem ist oder nicht, sondern erstmal in die Werkstatt muss, um überhaupt feststellen zu können, was da nicht stimmt.