Wir hatten heute den letzten Tag in diesem Berufsschulblock. Somit hatte unsere Klassenlehrerin für die letzten 2 Stunden etwas kleines vorbereitet. Sie wollte mit uns ein Assessment Center durchspielen.
Ich verkneife mir jetzt erstmal jedes Kommentar und stelle hier nur die Aufgabe rein.
Szenario: Verloren auf hoher See
Ausgangslage
Sie treiben auf einer Privat-Yacht im Süd-Pazifik. Ein großer Teil der Yacht und ihres Inhalts sind durch ein Feuer unbekannter Ursache zerstört worden. Jetzt ist die Yacht langsam am Sinken. Ihre geographische Lage ist unklar, weil entscheidende Navigationsinstrumente gestört sind und weil Sie und die Besatzung durch den Versuch, das Feuer unter Kontrolle zu bringen, abgelenkt wurden. Ihre genaueste Schätzung ist, dass Sie sich ungefährt 1.500km süd-südwestlich des nächstgelegenen Landstücks befinden.
Aufgabe:
Bevor die Yacht zu brennen anfing, konnten 15 Gegenstände geborgen werden. Diese Gegenstände sind unbeschädigt und intakt. Zusätzlich zu diesen Sachen verfügen Sie über ein Gummi-Rettungsboot mit Rudern, das ausreicht, um Sie, die Besatzung und sämtliche aufgeführte Gegenstände fortzubewegen. Der ganze Inhalt in den Hosentaschen der Leute an Bord besteht aus einem Paket Zigaretten, mehreren Schachteln Streichhölzern und fünf 10-Dollar-Noten.
1. Ihre Aufgabe (Einzelarbeit) ist es zunächst, die 15 Gegenstände nach Maßgabe ihrer Wichtigkeit für Ihr Überleben zu ordnen. Setzen Sie die Zahl 1 vor den wichtigsten Gegenstand, die Zahl 2 vor den zweitwichtigsten und so fort bis zu Zahl 15 für den unwichtigsten Gegenstand.
2. Nun bilden Sie ein Team. Zielsetzung: Abgabe einer Gruppenentscheidung; das bedeutet, dass Sich sich innerhalb Ihrer Gruppe für eine Rangierung entscheiden müssen. Dabei muss jedes Gruppenmitglied der Entscheidung zustimmen. Stellen Sie anschließend Ihr Gruppenergebniss vor und begründen Sie kurz Ihre Vorgehensweise (die ersten 5 Gegenstände).
Liste der 15 Gegenstände:
Sextant, Rasierspiegel, 20-Liter-Behälter mit Wasser, Moskitonetz, eine Kiste Armee-Rationen, Landkarte des Stillen Ozeans, Sitzkissen (Schwimmhilfsmittel), 10-Liter-Behälter mit Öl-Benzin Gemisch, kleines Transistorradio, Abwehrmittel gegen Haie, 2qm undurchsichtige Plastikfolie, 5m Nylon-Seil, 2 Schachteln Schokoloade, Ausrüstung zum Fischen, 1-Liter 80%iger Rum
So, dieses war die Aufgabe.
Denken wir uns nun in die Aufgabe hinein:
Wir sind auf einer Yacht 1.500km vom nächsten Landfleck entfernt, auch wissen wir nicht ob dieser besiedelt ist, sprich ob wir dort überhaupt Rettung finden. (Daraus folgt für mich: Gegenstände die das Überleben sichern genießen höchste Priorität.)
Außerdem brennt die Yacht. Und nicht nur das: Sie sinkt bereits!
So. Nun soll ich eine Liste der wichtigsten Gegenstände machen und mit den anderen Leute an Bord der Yacht diskutieren ob den nun das Moskitonetz (Mitten im Pazifik?) wichtiger als die 2qm undurchsichtige Plastikfolie (schützt vor direkter Sonne! Wichtig auf offener See!) ist.
Und das, obwohl wir wissen, das alle Gegenstände und Personen in das Schlauboot passen.
Ich hab zwar erst freudig mitdiskutiert und mit durchgesetzt, das der 20-Liter-Behälter Wasser den 1. Platz bekommt (Wasserbehälter und Frauen zuerst) aber irgendwann wurde es mir zu doof.
Wieso soll ich diskutieren, was wichtiger ist, wenn man sich um Prioritäten dank ausreichender Ressourcen keinerlei Gedanken machen muss?
Die Yacht brennt und sinkt. Und wir sitzen auf Deck im Kreis mit der 1-Liter Rumflasche, spielen Flaschendrehen und diskutieren, welcher betrunkene Raucher den nun die Yacht abgefackelt hat?
– Sehr sinnvoll, wirklich.
Die einzige Ressource, die man wirklich immer beachten muss, egal wieviel Rohstoffe etc. man hat, ist die Zeit! Insofern ist es für mich total unsinnig sich in solch einer Situation über die Wichtigkeit der Gegenstände zu unterhalten.
Hinzu kam, das ich meine Prioritäten, Aufgabe 1, nicht wirklich ausarbeiten konnte, da ich zu jedem Gegenstand mehrere Fragen hatte und sich einige Fragen erst stellten, wenn man 1 oder 2 Gegenstände kombiniert.
Ein paar der Fragen die ich mir stellte waren:
Ist der Stille Ozean überhaupt im Pazifik? Bringt uns die Karte also überhaupt etwas?
Antwort: Laut Wikipedia: Ja.
Wenn wir 1.500km süd-südwestlich vom nächsten Stückchen Land weg sind. Kann es dann nicht sein, das 10km Nord-Nordöstlich der nächste Kontinent beginnt?
Antwort: Ich denke mal die Leute die die Aufgabe gemacht haben, meinten damit: Ihr seid ganz allein auf hoher See. Außerdem hab ich keinen Navigator-Berechner gefunden :D
Äquator-Durchmesser der Erde sind laut Wikipedia 12.756,274 km, könnte also hinkommen.
Gibt es im Pazifik überhaupt Haie? Bringt uns das Hai-Abwehrmittel also irgendwas?
Antwort: Es gibt dort Haie. Aber sind sie gefährlich für Menschen? Oder könnten sie eher als Nahrungsquelle für uns dienen?
Eine Auswertung der Seiten ergab: 2-3 sehr gefährliche Haiarten (bleibt zu klären WANN sie gefährlich sind, wenn man verletzt ist und im Wasser treibt?), 7-8 potenziell gefährliche, der Rest eher unwahrscheinlich bis “Da kannst du drauftreten.”
Wenn wir Feuer auf offener See mit dem Öl-Benzin-Gemisch machen, um auf uns aufmerksam zu machen, lockt dies nicht gerade die Haie an?
Antwort: Noch zu klären. Soweit ich weiß reagieren Haie mehr auf sich bewegende Umrisse und Blut.
Wenn ja, brauchen wir unbedingt das Hai-Abwehrmittel. Ansonsten gibt das ein filmreifes, tragisches Ende.
Kann man einen Sextanten auch im Pazifik benutzen? Oder braucht man dafür evtl. ein anderes Gerät?
Antwort: Wikipedia: Ein Sextant funktioniert auf jeden Weltmeer.
Kann man mit der 2qm undurchsichtige Plastikfolie Kondenswasser abfangen und in den 20-Liter Wasser-Behälter laufen lassen? Oder MUSS sie dafür undurchsichtig sein, damit die Sonnenstrahlen auf das Wasser darunter kommen?
– Wenn ja, dann brauchen wir nämlich unbedingt das Seil um die Plane befestigen zu können.
Wobei der allgemeine Einfall von abgelenkten Sonnenstrahlen eigentlich ausreichen sollte. Ist eben nur nicht so effektiv…
Hat das Transistorradio überhaupt Batterien? Und besitzt es eine Stromkurbel?
Ansonsten ist es eher temporär von nutzen und zudem passiv (nur empfangend) -> Niedrigere Priorität. Pluspunkte gibt es evtl. für die Aufbesserung der Moral an Bord :D
Was will man mit dem Rasierspiegel? Lichtzeichen geben?
WAS genau ist das Hai-Abwehrmittel? (Siehe hier!)
Wenn es eine Harpune ist, kommt es definitiv nicht mit ins Boot. Irgendjemand dreht immer durch und piekt ein Loch ins Gummiboot oder bringt die einzige Frau um.
Was soll die Erwähnung der 5 10-Dollar Noten??
Und wer zum Teufel hat eigentlich die Yacht angezündet und darf deswegen nicht mit ins Boot?
1. Wasser
2. Armee-Rationen
3. Plane
4. Ausrüstung zum Fischen
5. Sextant
Warum? 1. Wasser ist am allerwichtigsten. Es ist nicht angegeben, wie groß die Besatzung ist, aber die 20 Liter reichen für 5 Personen notfalls eine Woche, wenn man sparsam ist. 2. Die Armee-Rationen sollte man auch einpacken, Essen ist zwar nicht so wichtig, aber spätestens nach drei Tagen wird es sonst ungemütlich. 3. Mit der Plane kann man einerseits Regenwasser auffangen und sich andererseits vor Sonne und Regen schützen. Das Seil braucht man dafür nicht – an nem Gummiboot kann man die eh nirgendwo anbinden, die muss man sich über den Kopf halten. Ausnahme: Mit “Gummi-Rettungsboot” ist eine Rettungsinsel gemeint, da kann man die Plane weglassen, denn die Rettungsinsel hat ein Dach, was zum Wassersammeln benutzt werden kann (in der Mitte runterziehen und Loch rein und Topf drunter). 4. Die Ausrüstung zum Fischen für den Fall, dass die Armeerationen zu Ende sind (unbegrenzt Wasser hat man ja, wenn man die Plane hat – und es regnet… 5. Der Sextant, damit man zumindest ungefähr herausbekommt, wo man ist. Die Karte hat der Mensch, der vorher das Schiff navigiert hat, sowieso halb im Kopf, die ist nicht zwingend. Mal davon abgesehen, dass einem mitten auf dem Wasser eine Landkarte nicht viel nutzt, da braucht man eine Seekarte.
6. Die Karte (falls es doch eine Seekarte ist)
7. Das Seil (wenn jemand über Bord geht, was durchaus passieren kann, muss man den ja wieder rausfischen können)
8. Das Öl-Benzin-Gemisch (kann man zum Heizen benutzen, falls es nachts kalt wird und außerdem kann man es anzünden und (tagsüber) mit der Rauchfahne bzw. (nachts) mit dem Feuer andere Schiffe anlocken – so ein olles Gummiboot sieht man sonst nämlich eh nicht)
9. Hai-Abwehrmittel (man kann ja nie wissen)
10. Den Rasierspiegel (kann man auch benutzen, um andere Schiffe anzulocken – so zwischen Sonne und anderes Schiff halten, dass ein Sonnenstrahl aufs Schiff reflektiert wird)
11. Das Sitzkissen (eigentlich würde ich das nicht mitnehmen, weil es darum nur Streit geben wird, aber wenn jemand über Bord geht, kann man es auch benutzen)
12. last, but not least: Das Transistorradio (die Dinger brauchen wirklich kaum Strom und die gibts sogar mir Solarzellen, also wer weiß – man kann damit auch Schiffs- und Flugfunk empfangen, das kann nützlich sein um zu wissen, ob Schiffe in der Nähe sind!)
Nicht mitnehmen bzw. über Bord werfen würde ich:
- Das Moskitonetz, weil es einem auf offener See sowieso nichts nützt,
- Die Schokolade, weil die Leute sich sowieso nur darum streiten werden,
- Den Rum, weil es sonst ein Unglück gibt, wenn jemand sich damit besäuft.
Aber du hast recht, die Diskussion ist sinnlos. Alle sollten sich einig sein, dass Essen und Trinken am allerwichtigsten sind, alles andere ist nachgeordnet. Und da nirgendwo erwähnt wurde, dass man nicht alles mitnehmen kann, würde ich einfach alles einpacken. Da muss man nicht erst diskutieren, sonern zusehen, dass das Boot ins Wasser und das Zeug reingeladen wird…
Typisch praxisfern halt, die Aufgabe…
Ach ja: Die 50 $ kann man durchaus gebrauchen, etwa wenn man einem Fischerboot begegnet und die Fischer nicht so recht Lust haben, einen mitzunehmen oder wenn man von einem Schiff aufgefischt wird, was zu einem abgelegenen Hafen in irgend einem obskuren Land fährt, wo man ohne Bargeld völlig aufgeschmissen wäre. Die Zigaretten und Streichhölzer sind auch wichtig, die braucht man, um das Öl anzuzünden (nur mit nem Streichholz wird das nix).
MichiK:
Was bedeutet “Und da nirgendwo erwähnt wurde, dass man nicht alles mitnehmen kann, würde ich einfach alles einpacken.”?
Es wurde doch explizit in dem Text geschrieben, das ALLES reinpasst. Das war ja der Grund, wieso ich die Aufgabe so sinnlos fand.
Zitat von “Aufgabe”:
[...] Zusätzlich zu diesen Sachen verfügen Sie über ein Gummi-Rettungsboot mit Rudern, das ausreicht, um Sie, die Besatzung und sämtliche aufgeführte Gegenstände fortzubewegen.
das wichtigste ist der rasierspiegel.
dadurch können lichtzeichen an rettungskräfte gesendet werden, dich möglicherweise nach mir suchen
in den ersten 36 stunden ist die wahrscheinlichkeit gefunden zu werden am höchsten und diese zeit kann man auch ohne wasser und nahrung auskommen…
Suche dringend die Lösungen dieses Spiels. Danke!
Da kann ich dir leider nicht weiterhelfen. Mir wurde auch nur die Aufgabe gestellt.
Aber ich denke mal wie bei Assessment-Center Aufgaben üblich gibt es keine Lösung. Kein richtig oder falsch.
Mit der Aufgabe soll ja etwas über die Persönlichkeit des Einzelnen erfahren werden.
Von daher wirst du höchstens Interpretationsansätze finden. Mehr aber auch nicht.
Kleiner Tipp: Ordne die Gegenstände doch einmal nach Kategorien wie Sicherheit, Zukunft, Bedürfnis, etc.
Das können ja durchaus Kriterien sein, die in einem Assessment-Center bei den Bewerbern getestet werden sollen.
Ich habe die Aufgebe auch mal erlebt. Uns wurde aber auch die Lösung gegeben. Das sind typische Gruppenaufgaben. Es gibt derer Tausende. Die offizielle Lösung nach Marineexperten:
Es gibt zwei wichtige Pakete . Überleben und sich bemerkbar machen.
Bemerkbar machen ist am wichtigsten. Daher:
1.Rasierspiegel (zum Blinken)
2.Öl-Benzingemisch (zum Zeichegeben bei nacht, wird mit Streichholz und den 50€ angesteckt)
Zum Überleben ist wichtig:
3.20l. Wasser
4.Armeerationen
5.Plane zum wasserauffangen
6.Schokolade
7.Angel (laut Marine ist die wahrscheinlichkeit fische zufangen nicht so berauschend)
Danach erst die anderen Sachen:
8. Das Seil zum Festbinden etc.
9.Das Sitzkissen (Da war ich das erste mal überrascht, ist aber gut wenn einer über Bord geht)
10.Haimittel (Haie ist nicht das Problem)
11.Moskito Netz (Auf dem Pazifik gibts keine M.)
12.Seekarte
13.Sextant
Die Seekarte und der Sextant sind unwichtig, da eh keine chance besteht an Land zu navigieren. Außerdem braucht man zusätzlich einen Kompass, man kann mit einem Sextanten nur die Breite bestimmen, es kennt sich eh keiner damit aus…damit hatten die meisten sich verhauen ->google mal das “Längenproblem”
14.Radio
15.Rum (trocknet den Körper aus)
Hoffe das hilft.