Infos in sozialen Netzwerken als Ablehnungsgrund?

von Khark am 21. August 2009 um 20:36 Uhr

Momentan kommt durch die Median ja wieder das Thema “Private Informationen im Internet als Karrierekiller” hoch.

Meist geht es bei den Berichten darum, das Fotos von privaten Parties, Spassfotos und Kritik an vorherigen Arbeitgebern/Job oder Uni/Schule sich später negativ auswirken können, wenn diese Informationen von Personalern gefunden werden.

Personaler müssen schon eine verdammt komische Sorte von Menschen sein, wenn diese niemals Freude verspüren, Kritik an bestimmten Sachverhalten üben oder jeden Mitschüler/Lehrer in ihrer Laufbahn über alles geliebt haben. (Philosophische Bonusfrage: Kann man einen Mensch lieben, wenn man nicht Imstande ist Freude zu verspüren?)

Aber so einfach ist es meistens dann doch nicht. Gut für “Newssendungen” wie auf RTL2, etc. schon. Aber das reale Leben schreibt dann doch schönere, facettenreichere Geschichten.

Sicherlich mag es für einen Manager der sich jetzt positiv zum Nachtflugverbot am Frankfurter Flughafen äußert, nachteilig sein, wenn er sich im naher Zukunft bei der Lufthansa oder dem Frankfurt Airport bewerben will.

Aber was ich an der Sache nicht verstehe ist: Was zum Teufel ist daran so schlimm, das dieser Manager eine andere Meinung hat?

Was ist so schlimm daran, wenn Privatpersonen Fotos von Parties, auch in unvorteilhaft wirkenden Posen, von sich veröffentlichen?
Bedeutet “Im Sinne der Firma denken” automatisch nur daran zu denken wie diese mehr Geld verdienen kann? Eine Firma kann auch davon profitieren indem sie als besonders kundenfreundlich oder menschlich gilt. Und genau dieses spiegelt dann die Meinung des obigen Managers wieder.

WIR sind MENSCHEN. Wir schlafen nicht 15 Stunden am Tag und Arbeiten die restliche Zeit. Wir haben ein Privatleben, ein Intimleben und ein Berufsleben. Und ich kenne mit meinen 6 Jahren Erfahrung im Berufsleben verdammt viele Leute die dazwischen sehr genau trennen.

Ich sehe es daher gar nicht als Nachteil an, wenn mich eine Firma aufgrund von privaten Informationen die ein Personaler im Netz über mich ergoogelt hat, vom Bewerbungsverfahren ausschließt.

Im Gegenteil: In so einer Firma möchte ich glaube ich gar nicht erst arbeiten.

Denn es sind nicht die Personaler die so denken. Sie sind Menschen wie ich und du.
Es ist die Firma die die Vorgaben macht aufgrund derer Bewerber entweder eingeladen oder abgelehnt werden.

Die Firmen sollten sich lieber fragen, inwieweit die Informationen die man gefunden hat, überhaupt für die Firma relevant sind.
Nicht jeder Mensch bringt sein Privat- und Intimleben in die Firma mit ein.

7 Antworten zu “Infos in sozialen Netzwerken als Ablehnungsgrund?”

  1. MichiK sagt:

    Bedeutet “Im Sinne der Firma denken” automatisch nur daran zu denken wie diese mehr Geld verdienen kann?

    Natürlich, was denn sonst? Was dachtest du denn?

    Der Hintergedanke dürfte wohl sein: Wenn jemand sein Leben im Internet ausbreitet und bereitwillig mit intimen Details um sich wirft, wird er auch sensible Informationen aus dem Betrieb nicht unbedingt für sich behalten.

  2. Khark sagt:

    Nein MichiK, sorry.
    Nur weil Leute über sich etwas im Internet schreiben, bedeutet das nicht, das ihnen die Ernsthaftigkeit nicht klar ist.

  3. MichiK sagt:

    Naja, aber irgendwelche Gründe muss es ja geben, warum es Personalern nicht gefällt, wenn Bewerber Dinge über sich im Internet schreiben. Bzw. es muss Gründe dafür geben, warum dies zumindest immer wieder behauptet wird.

  4. Khark sagt:

    Ja, der merkwürdige Drang “Den perfekten Kandidaten zu finden.”. Was auch immer das heißen mag.

    Problem ist dabei eben nur, das man erstmal lernen sollte welche Infos tatsächlich relevant sind..

  5. Chris sagt:

    Mahlzeit,

    ich bin ehrlich gesagt auch nicht ganz sicher, wie ich das ganze werten soll… ich halte MichiK’s Einwand durchaus für berechtigt. Wer so ‘sorglos’ mit eigenen/privaten Informationen umgeht, wird wahrscheinlich/möglicherweise eine ebenso (schlechte) Sorgfalt bei der Weitergabe interner/geheimer/sensibler/wasauchimmer Informationen walten lassen. Das ist sicherlich nicht für alle Jobs relevant. Aber gerade Gruppen wie “Morgenmuffel” oder ähnliche deuten eher auf Unzuverlässigkeit in Sachen Pünktlichkeit hin.

    Und wenn ich die Wahl habe, zwischen einem ‘perfekten’ Kandidaten (und wenn er nur deshalb perfekt ist, weil ich nichts negatives gefunden habe) und einem ‘Morgenmuffel’, dann wäre ich doch selten dämlich, wenn ich mir potentielle Probleme ins Haus hole…

    Ob die im Internet/sozialen Netzwerken/woauchimmer dargestellten Inhalte tatsächlich eine Auswirkung haben, halte ich dabei für nebensächlich. Das Problem ist halt, dass für einen Unbeteiligten diese Beurteilung (“Kann der Kandidat beruflich und privat trennen?”) schlicht nicht möglich ist. Da reicht dann halt schon der kleinste Hinweis auf Unzulänglichkeit um die Waage in die (für den Bewerber) negative Richtung ausschlagen zu lassen.

    Dazu passt auch ganz gut die Geschichte, dass Bewerbungsmappen anhand der FARBE DER BEWERBUNGSMAPPE aussortiert werden, weil einfach viel zu viele Bewerbungen vorhanden sind, als das sich alle sinnvoll prüfen lassen.

    Da ist eine negative Darstellung schon deutlich aussagekräftiger, als eine unglückliche Wahl der Bewerbungsmappe…

  6. Alphager sagt:

    Tut mir leid, aber es ist vollkommen legitim, jemandem, der im Netz Fotos mit der Bildunterschrift “Hier kotze ich mal wieder in den Wald; hätte ich mal lieber meinem Arschloch von Chef in die Fresse gekotzt” keinen Job anzubieten.

    Es geht nicht um lustige Partybilder, die Nachts um halb 3 geschossen wurden und deswegen unvorteilhaft aussehen!

  7. DJH sagt:

    Dass Personaler über Bewerber recherchieren, ist nicht neu – es ist ja sogar deren Aufgabe. Genauso, wie man sich als Bewerber vorher über seine Firma schlau macht. Wenn ich zum ersten Mal irgendwas in einem Webshop kaufe, suche ich auch erstmal Bewertungen im Internet – und schau da insbesondere nach schlechten. Auch wenn es da vor 2 Jahren hieß: „Streicht das Geld ein, liefert aber nicht“, schau ich doch lieber, ob ich nen anderen Shop finde. Es kann aber natürlich auch sein, dass das nicht die Schuld des Shopbetreibers war, sondern z. B. die des Kunden; das weiß ich aber nicht, deshalb geh ich auf Nummer sicher. Ebenso läuft das bei den Bewerbern auch. Wenn da einer schreibt: „Was ich nicht mag: Eltern, Lehrer und alle, die glauben, mir was vorschreiben zu können“ – der muss sich nicht wirklich wundern, wenn er für eine Lehrstelle abgelehnt wird.
    Andersrum kann man das aber auch problemlos nutzen, um sich in ein besseres Licht zu stellen und sich außerhalb der Bewerbungsmappe zusätzlich zu präsentieren. Man muss es eben nur wissen :) und man soll sich nicht den Vorstellungen hingeben, die Personaler seien Internetausdrucker. Und mal ehrlich – man muss auch nicht jedes Foto öffentlich machen; wenn mans an Freunde verteilen will, gibts immer noch diverse Dienste oder bei eigener Homepage htaccess. In dem Moment, wo ich ein Bild oder einen Kommentar im Netz veröffentliche, ist es auch nicht mehr wirklich privat oder intim. Dessen muss man sich einfach bewusst sein.
    Wenn ich aber zu was stehe, dann kann ich das durchaus auch veröffentlichen. Wenn das der Firma nicht passt, und sie mich deshalb nicht will, dann muss ich das akzeptieren. Und es stimmt – sollte die Entscheidung gegen mich fallen, nur weil ich z. B. sage „Fußball stinkt“ oder weil ich Single bin und am Arbeitsplatz vielleicht eine Beziehung beginnen könnte oder weil ich frisch verheiratet bin und eventuell schwanger werden könnte, dann kann da gar kein vernünftiges Betriebsklima herrschen, dann will ich da auch nicht arbeiten. Und in solchen Fällen muss man sich dann einfach sagen können: Selbst schuld, der Firma muss es zu gut gehen, um auf mich verzichten zu können ;-)