Ich bin ja bekanntlich in einer touristisch, sagen wir mal, attraktiven Region direkt an der Nordseeküste aufgewachsen. Woran merkte man, dass in Nordrhein-Westfalen die Sommerferien anfingen? Der Sprit an der Tankstelle in Hohenkirchen wurde von einem Tag auf den anderen 4 Pfennig teurer und spätestens zwei Tage später gab es keine Parkplätze mehr vorm Aldi und drei Tage später war der Aldi leergekauft.
Entsprechend hat sich nun eine – zwar nicht ganz ernst gemeinte, aber doch tief sitzende – Abneigung gegen die Leute mit den fremden Kennzeichen hinten am Auto entwickelt. Es gibt da sehr schöne Methoden, die ein wenig auf die Schippe zu nehmen.
Sehr gut zum Beispiel die Variante mit dem Fahrrad: Man ist auf einem einsamen Feldweg irgendwo auf dem Land unterwegs und trifft auf eine kleine Gruppe Touristen, die langsam durch die Gegend zuckeln und jedes Mal frohlocken, wenn sie eine Kuh auf einer Wiese sehen oder einen Trecker auf einem Feld. Sowas gibt es ja zu Hause nicht, also muss man es bestaunen… Man überholt sie und fährt dann in Sichtweite vor ihnen her. Dann biegt man in eine Straße ab, die nur zu einem oder mehreren Bauernhöfen führt (oder in eine andere Art von Sackgasse). Die Chance ist recht hoch, dass die Touris hinterherfahren. Sie kennen sich ja nicht aus, sind sich unsicher, ob sie auf dem richtigen Weg sind und ein Einheimischer wird ja wohl wissen, wo es lang geht. Die Gesichter, wenn man dann mittem auf dem Hof umdreht und an den verblüfften Touristen vorbei zurückfährt, sind ziemlich lustig. Wer sich einen besonderen Spaß gönnen will, fährt dann etwas schneller davon, sodass die Touris nicht hinterher kommen. Die verfahren sich dann todsicher.
Wie ich vorgestern mal wieder feststellen durfte, kann man auch am Strand Spaß haben. Da dort die Kommerzialisierung immer weiter um sich greift, kann man auch als Einheimischer zwischen März und Oktober höchstens nachts an den Strand gehen (es sei denn, man kennt die wirklich geheimen und abgelegenen Ecken und auch da wird es zunehmend schlimmer). Tagsüber wird erstens saftig Eintritt kassiert und davon abgesehen ist es zu überfüllt mit Touristen und Parkplätze gibts auch keine mehr. In Hooksiel war gestern tagsüber schon Stau – am Kreisverkehr. Haben die ganzen Ruhrgebietler noch nie einen Kreisel gesehen? Schwimmen ist nachts dann natürlich nicht so optimal, aber die Nordsee ist sowieso total verdreckt – ich will da garnicht rein. Nun ist es am Strand oft recht windig, also was tut man? Ganz einfach: Dort stehen ein paar hundert Strandkörbe herum. Aus 10 bis 15 davon kann man sich einen schönen Halbkreis bauen, darin breitet man sich einige Decken aus und schon hat man eine schöne windgeschützte Ecke am Strand. Bei ablandigem Wind sieht man dann sogar was vom Meer. Und wenn es eine klare Nacht ist, baut man am besten einen Vollkreis, damit eliminiert man sämtliche Lichtverschmutzung am Horizont recht effektiv und der Sternehimmel da am Arsch der Welt ist der reinste Wahnsinn.
Es versteht sich natürlich von selbst, dass man diese Burg aus Strandkörben nicht wieder abbaut, sondern einfach so stehen lässt, wie sie ist. Ich habe mir übrigens vorgenommen, das bei Gelegenheit auch mal in der Hauptsaison zu machen und dann mit einigem Bier auf den Sonnenaufgang zu warten. Ich will einfach mal wieder verblüffte Touri-Gesichter sehen…