Familienministerin baut auf die Naivität des Volkes

von MichiK am 19. März 2006 um 11:13 Uhr

Wenn man dieser Meldung trauen darf, mag “unsere” Familienministerin übrigens naive Leute, die unüberlegt handeln und sich keine Gedanken um die Konsequenzen machen:

Hierzulande seien junge Menschen 29 Jahre alt, wenn sie nach ihrer Ausbildung ans Kinderkriegen dachten. In Frankreich oder England hingegen schlössen sie schon mit 23 Jahren ihr Studium ab. “In diesem Alter ist man noch viel risikofreudiger, auch naiver. Da ist man eher bereit, Kinder in die Welt zu setzen.”

Aha. Man soll also möglichst früh fertig werden und ganz schnell Kinder kriegen, obwohl man sich da vielleicht garnicht sicher ist? Und wer kommt dann für die Kinder auf, wenn die Eltern dann plötzlich festellen, dass die eigene Ehe auch ein Produkt der “Risikofreude” geworden ist? Grade von einer konservativen Politikerin ist man doch nun wirklich anderes gewohnt!

Der absolute Oberhammer ist aber der Anfang des Artikels (oder hier kurz und schmerzlos):

Die Ministerin sprach sich dafür aus, dass Eltern mit ihren Kindern beten. [...] “In einer Welt, die unsicherer und unbeherrschbarer wird, werden zwei Dinge wichtiger, die man persönlich beeinflussen kann: die Familie und die Religion.” [...] “Das christliche Grundvertrauen macht es leichter, ein Kind in die Welt zu setzen.”

Ah, so kennt man sie, die christlichen Funamentalisten. Beten, den Leuten die Religion dann einimpfen, wenn sie es noch nicht besser wissen und sich nicht wehren können. So gehört sich das! War die Frau nicht eine Staatsdienerin, so als Ministerin? Und wie war das mit der Trennung von Staat und Kirche…?

Die Frau hat übrigens sieben Kinder, fünf Geschwister, ihr Vater war mal Ministerpräsident in Niedersachsen und sie hat ihr Abitur mit Durchschnitt 0,8 gemacht und VWL sowie Medizin studiert. Von einem Menschen mit einer solchen Bildung sollte man vielleicht etwas intelligentere Aussagen erwarten können. Z. B. dass jeder für sich selbst entscheiden solle, ob und wie religiös er ist. Oder dass man nicht ficken soll wie die Karnickel, obwohl man sich eigentlich keine Kinder leisten kann bzw. noch nicht weiß, ob der Job eigentlich sicher ist…

Nachtrag: Die Frau hat ihre 7 Kinder übrigens innerhalb von knapp 12 Jahren gekriegt. Die war ja ziemlich produktiv… da könnte man sich glatt fragen: Liegt das nicht eher daran, dass die Verwendung von Verhütungsmitteln ihrer sonderbaren Auffassung von Religion widerspricht?

Noch ein Nachtrag: Dieser taz-Artikel aus dem Jahre 2003 ist auch bezeichnend. Zitat (es geht um ihren Vater):

“Ich habe an ihm immer seine Toleranz geschätzt, wir teilen diese gemeinsame Grundüberzeugung.”

Bin ich der einzige, der eben diese Toleranz, vor allem gegenüber Leuten anderer Glaubensrichtungen und vor gegenüber Leuten die keine Kinder kriegen wollen oder können, in den Statements weiter oben vermisst?

Und um noch einmal auf die Sache mit dem Studium weiter oben zurückzukommen. Die Frau ist mit 29 fertig gewesen mit ihrem Studium. Schön, dass sie sich als Maßstab nimmt. Sie hat nämlich 4 Jahre VWL studiert und dann noch 7 Jahre Medizin drangehängt. Ich könnte mir das nicht erlauben, wenn ich ehrlich sein soll…

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