Glück im Unglück

von MichiK am 31. März 2006 um 18:17 Uhr

Ich habe heute meine Chemie-Abschlussklausur geschrieben. Wenn ich die bestanden habe (ich hoffe es und gehe davon aus), bin ich mir Chemie erstmal durch, denn die zählt auch schon fürs Vordiplom. Schonmal ein Stück Stress weniger.

Man braucht für die Klausur allerdings ein kleines DIN-A5-Blatt, den Praktikumsschein. Die Regel ist eindeutig: Ohne persönliche Vorlage des Praktikumsschein beim Betreten des Hörsaals zur Klausur darf man nicht mitschreiben. Tschüss, nächster Versuch nächstes Jahr. Ich habe mir den Praktikumsschein also gestern ganz oben, deutlich sichtbar auf meinem Schreibtisch bereitgelegt, damit ich ihn auch bloß nicht vergesse. Die Zeitschrift für den Zeitvertreib nach der Klausur, die direkt unter dem Schein lag, habe ich eingesteckt. Den Block, der neben dem Schein lag, habe ich auch eingesteckt.

30 Minuten vor der Klausur war ich in der Uni. Ich bin entspannt mit dem Fahrrad hingefahren und habe mir extra einen Zeitpuffer gelassen. Dann fiel mir ein … da war doch was. *ARGH* Mit dem Auto schafft man es bei wenig Verkehr bei normaler Fahrweise innerhalb von 17 Minuten von der Uni nach Hause. Bei viel Verkehr und unter Missachtung sämtlicher Verkehrsregeln sollte das in 15 Minuten zu schaffen sein. Und wenn man 5 Minuten zu spät kommt, ist das auch egal. Aber ich habe das Fahrrad genommen. Damit brauche ich eine knappe halbe Stunde nach Hause – mit der Straßenbahn eher noch länger. Unmöglich. Ich stelle mir also 30 Minuten lang vor, auf welche Art und Weise ich mich heute noch vor 18 Uhr ins Koma saufen will. Aber man kann es ja mal versuchen: Ich gehe zum Eingang des Hörsaals wie alle anderen und erkläre, was Sache ist. Der Kontrolleur am Eingang kennt keine Gnade: “Nein, Sie kommen hier nicht rein! Ohne Schein keine Klausur!” Wie mir geht es auch einem Leidensgenossen. Ein drittes Opfer sprintet schnell nach draußen – der hat es wohl weniger weit nach Hause. (Und wie sich später zeigen sollte hat er tatsächlich innerhalb von 10 Minuten seinen Schein geholt.)

Wir stehen also verpeilt vor der Tür und finden uns grade mit unserem Schicksal ab, da verlässt der Professor, der von den Problemen am Eingang nichts mitbekommen hat, den Hörsaal und schaut uns erstaunt an. “Was stehen Sie denn hier so rum?” Wir erklären das Dilemma und er grinst … “Okay, ich komme gleich wieder und dann folgen Sie mir bitte unauffällig in den Hörsaal!” Drinnen protestiert die andere Aufsicht natürlich sofort, aber der Prof. winkt nur ab. Er schreibt sich noch unsere Matrikelnummern auf und ermahnt uns, den Schein bei Gelegenheit im Prüfungsamt nachzureichen, damit unsere Klausuren gewertet werden können.

Na also, warum nicht gleich so? Ob ich die Klausur nun erstmal mitschreibe und den Schein nächste Woche noch vorlege, ist doch völlig egal. Wenn ichs nicht tue, kann man meine Klausur ja hinterher immernoch vernichten. Scheiß Bürokratie …

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