Kartenausschnitte, Verwertungsgesellschaften und die Sinnlosigkeit des Geldes

von Khark am 16. Februar 2006 um 21:45 Uhr

Irgendwie ist heute mal wieder zum Kotzen.
Beim Überfliegen eines ADAC Stadtplans von Bielefeld entdeckte ich ein Gebäude, das mit “Desinf.-anst.” abgekürzt ist, also scannt man den kleinen Bereich ein, umrandet des Gebäude grün und schreibt “Sitz der Bielefelder Desinformationsanstalt!” darunter.
Dann schreibt man einen kleinen, witzig gemeinten Blogeintrag dazu und published das ganze in seinem Lieblingsblog.

Dank unserer Zielgruppe wird dann nur 7 Stunden später darauf hingewiesen, das dies Ärger geben könnte. Nach kurzer Recherche stelle ich fest, das der Ärger bei etwas um die 1.000€ – 1.500€ liegen könnte.
Also informiert man sich mal, wieviel den so ein Kartenausschnitt kostet, wenn man ihn lizensiert.

Von http://www.geka-online.de/lizenzen_cartotravel.html:
Für die private/nicht-kommerzielle Nutzung von Verbrauchern und sonstige gemeinnützig anerkannte Einrichtungen ohne Umsatz nach § 13 BGB n.F. fallen pro Kartenausschnitt und Server bzw. URL folgende Lizenzgebühren an:
bis DIN A6 183,00 EUR

So, 183€ für einen kleinen Kartenausschnitt aus dem Repertoire des CartoTravel Verlages, der auf der Karte 6cm breit und 7cm hoch ist.
6cm * 7cm = 42cm².
183€ / 42cm² = 4,357… – Somit kostet uns ein cm² knappe 4,36€.
– Für den privaten Gebrauch! Will man das ganze Gewerblich nutzen liegt der Preis bei 895,00€ bis DIN-A6 und somit bei 21,31€ pro cm² für mein Beispiel.

Finde ich irgendwie etwas viel für eine Wegbeschreibung. Und bringt mich auf die Idee mal zu recherchieren, wieviel berühmte Bilder der Kunstgeschichte pro cm² wert sind.

Ist ja wie in etwa der Vergleich des Wertes von Parfüm, Öl und Druckertinte.
Öl ist billiger als Parfüm und Druckertinte teurer als Parfüm.
Komisch, das die Herstellungskosten genau entgegengesetzt verlaufen. Und Öl am teuersten ist, während Druckertinte die geringsten Herstellungskosten hat.
(Anmerk.: Wie sonst soll man einen jahrmillionen Jahre dauernden Herstellungsprozess, der von Mensch technisch nicht vollzogen werden kann, sonst nennen?)
– Die Herstellungskosten von Stadtplänen würde mich auch mal interessieren, hat da jemand Links zu?

Also kommt man auf die Idee: Nachmalen und dabei umändern.
Aber *ätsch* das haben auch schon andere vor mir versucht. Und wenn die Ähnlichkeit mit bereits existierenden Karten zu groß ist, wird man trotzdem abgemahnt. Im Zweifelsfall eben von jedem Verlag der meint in dem Bild einen Ausschnitt aus einer seiner Karten erkennen zu können.
– Die GEKA macht dies mit ihren digitalen Denunzianten ja voll automatisiert.

Dies animierte mich dann spontan dazu eine Linkkategorie: “Das Leben wäre schöner ohne:” zu begründen.
Die ersten die sich in dieser Gruppe wiederfinden sind: die GEKA , die VG-Wort und die GEZ.
Günther Freiherr von Gravenreuth ist wieder aus dieser Liste geflogen, weil ich die Liste nicht benutzen will um Privatpersonen zu beleidigen.
Bei Herrn Syndikus bin ich noch, wegen seiner Doppelmoral, am überlegen.

Die GEKA schaffte es aufgrund ihrer übertriebenen Preisvorstellungen in die Kategorie, die VG-Wort als Dankeschön für die Abgaben auf PCs und Drucker und die GEZ da ich, wenn ich 100% ehrlich sein wollte, ich für meine PCs Radio- und Fernsehgebühren bezahlen müsste, obwohl ich, mangels DVB-T und Radiokarte o.ä. gar nicht in der Lage bin an diesen Radio zu hören oder Fernsehen zu sehen.
– Ich könnte, ja. Ich könnte die GEZ auch in die Luft sprengen. Ins Gefängniss komme ich deswegen aber nicht, also wieso soll ich dann dafür zahlen?

Nun mag mancher sagen: Du kannst doch im Internet Radio hören und TV gucken. Stimmt auch.
Aber da hat sich ja zumindest ja schon bei den Internetradios die GEMA eingeklemmt und etlichen den Todesstoß verpasst.
Wobei ich da sagen muss, das die Tarife durchaus fair sind. 1€ pro Monat und Hörer, wenn man nicht mehr ab 100 Hörer hat – was für die meisten Hobbyradio ausreichen dürfte.

Aber ich mag die GEMA allgemein nicht :D

Sowas, liebe Leser nennt sich verfasserische Freiheit.
Und darauf muss man (noch) keine Abgaben zahlen.

Irgendwie ist das alles gerade zum kotzen..

6 Antworten zu “Kartenausschnitte, Verwertungsgesellschaften und die Sinnlosigkeit des Geldes”

  1. MichiK sagt:

    Zum Thema Internet-Radios: Es geht nicht (nur) um die Tarife. Das eigentliche Problem sind die anderen Bedingungen, was das Radioprogramm angeht und das Führen von Statistiken usw.

    Außerdem: 100 € pro Monat für ein Hobbyradio nur an Lizenzkosten ist auch schon nicht ohne. Server usw. wollen ja auch noch bezahlt werden.

  2. Khark sagt:

    Ja. Das stimmt. Aber der 1€ pro User/Monat an sich ist OK.

  3. Drezil sagt:

    kann man das dann nich einfach auf einem server in timbuktu anbieten? da gelten doch andere gesetze .. hat da die gema was zu sagen? oder braucht lediglich der empfänger in d-land zu sitzen?

  4. Khark sagt:

    Soweit ich weiß gelten die Gesetze des Landes, indem der Server steht.
    Allerdings wird dies ja immer mehr verwässert.
    Z.B. bekommt man über Ebay ja keine Nazi-Sachen, selbst wenn sie in den USA angeboten werden, da dies gefiltert wird.

  5. MichiK sagt:

    Grundsätzlich gilt das Recht des Landes, in dem der Server steht. Die meisten “attraktiven” Länder in der Hinsicht haben aber grottenschlechte Anbindungen oder Server dort sind teuer. Afrika oder diverse Länder Südamerikas böten sich an – aber speziell in Afrika ist Bandbreite, wie man sie für so ein Radio braucht, nur schwer zu bekommen…

    Außerdem wurden schon viele kranke juristische Konstruktionen erfunden. Wenn der Betreiber des Dienstes einen Vertreter in Deutschland oder in der EU hat, wendet sich die Musikmafia eben an den mit der Bitte, entweder die deutschen Gesetze zu befolgen oder durch technische Maßnahmen sicherzustellen, dass der Dienst von Nutzern in Deutschland nicht erreicht werden kann…

  6. [...] möchte nur mal auf diesen und diesen Blogeintrag [...]