Von Scheinen, Klausuren und wirklich wissenschaftlichen Erkenntnissen

von MichiK am 14. Juli 2006 um 10:53 Uhr

Nun ist auch das zweite Semester fast vorbei (Ich kann die Anzahl der verbleibenden Vorlesungen an einer Hand abzählen.) – vielleicht ist es da mal Zeit für eine kleine Bestandsaufnahme.

Die Scheinausbeute ist eher mager: 2/4. Der erste Schein war der des nichtphysikalischen Nebenfachs, Chemie, im ersten Semester. Grade dieses Fach, an dem mir Frau Stiehl in der Oberstufe sehr effizient den Spaß verdorben hat, war der wohl einfachste Teil. Fast alle Inhalte der Vorlesung kannte ich schon, die meisten Arbeitsmethoden des Laborpraktikums ebenfalls. Ein echter Spaziergang. Der zweite Schein ist Experimentalphysik I/II. Nicht ganz so einfach, aber auch nicht zu schwer. Genau richtig. Es gibt einen Schein für das gesamte erste Jahr und man muss neben den relativ simplen Übungsaufgaben eine Klausur bestehen, für die man 3 (eventuell gar 4) Anläufe nehmen kann. Ich habe natürlich direkt den ersten bestanden – ein Komillitone von mir ist jetzt zum dritten Mal durchgefallen. Dabei werden die Klausuren angeblich immer einfacher …

Es gibt natürlich auch weniger erfreuliches. Das Unheil hat einen Namen: Mathe. Im ersten Semester war es im wesentlichen der Schock namens Analysis I, der den Schein verhindert hat. Im zweiten Semester ist es der noch größere Schreck namens Analysis II und die Tatsache, dass ich ca. 2 Tage vor der Klausur in Differentialgleichungen doch noch erfahren habe, dass ich dafür zugelassen bin. Da ich eben diese Zulassung in Analysis aber nicht habe, ist es relativ schwachsinnig, die Klausur mit zu schreiben. Wozu?

Das Scheinsystem ist bei uns nämlich, um es nicht beschissen zu nennen, ein wenig seltsam: In dem Fach, was man studiert, gibt es nur einen Schein für das gesamte erste Jahr. Die Vorraussetzungen dafür sind, wie oben bereits geschrieben, eher lächerlich. Dann gibt es Mathe. Da gibt es jedes Semester einen Schein. Die Vorraussetzungen für diesen Schein sind etwas krasser: Man hat zwei Vorlesungen und muss in beiden Vorlesungen eine bestimmte Prozentzahl der Übungsaufgaben schaffen (je nach Laune des Profs) und wird dann vielleicht zur jeweiligen Klausur zugelassen. Für den Schein muss man beide Klausuren bestehen. Schafft man es in einer nicht und schreibt dafür in der anderen eine 1: Kein Schein. Schrammt man in einer der beiden Vorlesungen knapp am Übungs-Ziel vorbei, hätte diese Klausur aber spielend bestanden: Kein Schein. Entsprechend niedrig ist natürlich die Motivation in der einen Disziplin, wenn man in der anderen keinerlei Licht am Ende des Tunnels der Unwissenheit erblicken kann …

Immerhin braucht man von vier möglichen Scheinen im Grundstudium nur zwei. Noch ist also nicht alles verloren, aber es wird schon enger. Nächstes Semester kommt schließlich auch noch die theoretische Physik dazu und ein neuer Exphysik-Schein steht an.

Immerhin, einige fundamentale, hochwissenschaftliche Erkenntnisse hat mir das erste Jahr gebracht: Das Stromnetz hier ist verteufelt instabil. Etwa alle 2-3 Monate gibts mal eine Stromschwankung, die den PC erlegt. In Schortens erreicht man locker jahrelange Uptimes – ohne USV! Bad schrubben ist eine vergleichsweise entspannte Angelegenheit. Der Herd mit festgebrannten Fettspritzern ist wesentlich schlimmer. Nachbarn sind asoziale Schweine in jeglicher Hinsicht. Vermieter halten ihre Versprechen nicht ein. Der Großstadt-Autoverkehr ist geprägt von Egoismus. Ist man freundlich und lässt jemanden vor, der sonst nie eine Chance hätte, in absehbarer Zeit auf die Hauptstraße zu fahren, wird das sofort von hinten mit einem Hupkonzert kommentiert (ca. 30 Meter weiter vorne ist eine rote Ampel und da muss man natürlich ganz schnell hin). Auf dem platten Land wäre das nicht passiert. Einmal Nerd, immer Nerd – keine Besserung in der Hinsicht.

Tags: , ,

Kommentare sind geschlossen.