(Rechtschreibfehler bitte ich zu entschuldigen, dieser Beitrag ist impulsiv gebloggt.)
Das Lesen folgender drei Bücher innerhalb einer Woche kann dazu führen das man das Gefühl verliert in einem demokratischen Staat zu leben.
Die TV-Falle von Roger Schawinski. Selbiger war 3 Jahre Senderchef von Sat.1 und schreibt über die Interna des deutschen TV-Marktes. Kapitel 6 kann ich nur jedem empfehlen. Dort lernt man dann das Spiegel TV, Spiegel TV Reportage, News&Stories und Focus TV nichts anderes Gelddruckmaschinen für den ehemaligen Spiegel Chefredakteur Stefan Aust sind.
– Über die genaueren Hintergründe blogge ich aber nochmal getrennt.
Wie im echten Leben von Joris Luyendijk. Dieser ist bzw. war niederländischer Journalist im arabischen Raum und zeigt wie gesteuert unsere Nachrichten sind.
Auch sehr zu empfehlen. Kam auch ein Bericht in 3sat drüber. In Fefes Blog gibt es ein schönes Zitat aus der 3sat Sendung.
The Long Tail von Chris Anderson handelt darum, das das Anbieten von Nischenprodukten dank des Internets (unbegrenzte Regelfläche/Auswahl, keine/kaum Lagerkosten) dazu beiträgt das wir unseren eigenen Geschmack als Konsument erst überhaupt entdecken können. Denn nur wenn das Angebot unbegrenzt ist, bekommen auch die kleinen, sonst unrentablen Nischenprodukte ihre Chance im Angebotsregal.
Ich habe diese 3 Bücher gleichzeitig gelesen. Und was war eine verdammt gute Entscheidung. Den die Bücher ergänzen sich nahezu perfekt, auch wenn man dies zuerst nicht vermuten mag.
Die TV-Falle handelt über die Interna bei ProSiebenSat1 und Fernsehen im allgemeinen. Roger Schawinski erklärt wie Fernsehen abläuft. Wann und wie werden die Werbebudgets an die Sender vergeben, wie wertet man die Zuschauerzahlen aus, wie gestaltet man sein Programm um der Konkurrenz Zuschauer abzujagen, etc.
Wie im echten Leben handelt über den Altagsjob eine Journalisten der für Fernsehen und Radio arbeitet und darüber, wie wenig Berichterstattung heutzutage noch mit Journalismus zu tun hat.
– Wenn man die Erkenntnisse aus dem Buch von Joris Luyendijk mit denen von Roger Schawinski verbindet, wird einem klar das Joris Luyendijk da keineswegs Einzelfälle beschreibt.
Ich darf aus dem Buch “Die TV-Falle” von Roger Schawinski zitieren, Kapitel 13 “So tappt man in selbst gestellte Falle”, Seite 221/222:
Nach einigem Überlegen lancierten wir Sat.1 am Mittag, und zwar schon um 11:30 Uhr, eine halbe Stunde vor dem großen Konkurrenten (Anmerk.: Er meint RTL mit Punkt 12) und sendeten bis 13 Uhr. Diesen Schritt empfanden wir als besonders clever. [...]
Doch der Erfolg blieb aus. Auf sträfliche Weise hatten wir die Kraft von seit 15 Jahren bestehenden Sehgewohnheiten unterschätzt.
[...]
Schließlich entschied ich mich für eine andere Lösung. Wir verlegten Sat.1 am Mittag auf 11 bis 12 Uhr und wichen so der nun als uneinnehmbar identifizierten Festung Punkt 12 aus.
[...]
Sat.1 am Mittag erfüllt fünfmal die Woche eine zusätzliche, von Anfang an intendierte Funktion:
Erstmals konnte Sat.1 ähnlich wie RTL Promotionsbeiträge für eigene Sendungen über den ganzen Tag hinweg ausstrahlen, vom Morgen über Mittag bis zum Vorabend, um so das stärkste Werbemittel für die Lancierung neuer Produkte effizient zu nutze: das eigene Medium.
Die versteckte Aussage, die für mich in diesen Zeilen mitschwingt, ist: Wir (Sat.1) müssen laut Rundfunkstaatsvertrag ein Teil unserer Sendezeit für gesellschaftliche Bildung (Politik, etc.) aufbringen indem wir Nachrichtensendungen ausstrahlen. Dies lohnt sich aber für uns als Privatsender nicht. Also verknüpfen wir dies mit für uns sinnvollen (Sprich: gewinnbringenden) Aspekten und promoten unsere eigenen Sendungen.
Und hier kommt das dritte Buch ins Spiel. Chris Anderson sagt vereinfacht ausgedrückt:
Wenn man genug günstige Lagerplätze und Angebotsfläche hat. Rentiert sich jedes Produkt, weil die Menge der abgesetzten Nischenprodukte zusammen um ein vielfaches höher ist, als die der Bestseller.
Zudem führt ein erhöhtes Angebot dazu, das die Konsumenten anfangen sich umzusehen. Neues entdecken was ihnen gefällt und dann auch kaufen. Gerade das Internet (z.B. Amazon mit seinen Empfehlung aufgrund bisher getätigter Käufe) spielt hier eine enorme Rolle.
Und ist mir dann irgendwie bewußt geworden, das wenn ich mich im Freundeskreis und Bekantenkreis so umschaue, viele Leute noch nichtmal Fernsehen konsumieren.
Nein, sie lassen sich Fernsehen einflößen. Die Serie auf RTL wird abgesetzt? Dann schaut man eben die Serie die stattdessen auf diesem Sendeplatz kommt. Auch wenn man sie eigentlich gar nicht mag.
Ich habe mich z.B. schon immer gewundert warum viele Leute so Sätze von sich geben wie: “Also diese neue Serie wo der Dings mitspielt gefällt mir ja gar nicht. Jedesmal enden die Folgen so blöd oder sind langweilig.”
Mein Gedanke war immer, “Wieso schaltet er/die dann nicht um?” “Warum guckt er/sie es dann?” usw.
Das ist für mich zumindest eine Erklärung. Erschreckend dabei fand ich dann aber wieder, das die Leute wie gesagt noch nichtmal richtig konsumieren können. Gut, nun ist die Auswahl beim Fernsehen immer begrenzt. Aber etwas gucken nur weil es auf Pro7/Sat.1/RTL/ARD/usw. läuft?
Sorry.. Für mich gelten da andere Werte.
Interessant war auch folgendes: In diesem Blogeintrag mutmasste ich ja, das die Sender über die Boxen eine Art Umschaltquote errechnen können also, sehen können wann die Zuschauer eine Sendung wegschalten.
Im Buch wurde dies bestätigt. Auch wenn es auf die Minute heruntergerechnet wird, weil dies sinniger ist.
Dies ist insbesondere wichtig um zu analysieren wieviele Zuschauer vor/während es Werbeblockes abwandern und welche Sendungen sie stattdessen schauen.