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Nordkorea und die Unfähigkeit der Politik

von MichiK am 25. Mai 2009 um 12:30 Uhr

Nordkorea hat heute Nacht anscheinend mal wieder ein bisschen Uran entsorgt. Zugegeben, das ist nicht nett zur Umwelt und macht einen schlechten Eindruck, aber wenn ich mir anschaue, wie die Politiker im Rest der Welt sich jetzt überschlagen und versuchen, sich gegenseitig mit Vokabeln wie “tief besorgt” oder “benruhigt” zu überbieten und fordern, dieser gemeine, hinterhältige Anschlag auf den Weltfrieden müsse “verurteilt” werden, der UN-Sicherheitsrat müsse sich am besten vorgestern treffen und eine Resolution verabschieden, dann kann ich auch darüber nur mit dem Kopf schütteln. (Wow, welch ein Bandwurmsatz…)

Denn mal ehrlich: Was soll es bitte bringen, wenn die UN den Zeigefinger hebt und ein bisschen “Du, du!” sagt? Genau: Nichts. Andere Staaten machen es ja vor, dass man die UN geflissentlich ignorieren darf und sogar ohne Konsequenzen Kriege in aller Welt führen kann, ohne Angst haben zu müssen. Meister in dieser Disziplin sind die USA. Davon einmal abgesehen interessiert es die Regierung Nordkoreas schon seit Jahrzehnten nicht die Bohne, was der Rest der Welt über ihr Land denkt. Sanktionen jucken sie nicht, schließlich treten sie ja selbst für komplette Autarkie ein, auch wenn die Versorgung knapp ist und ein paar Millionen Menschen im eigenen Land an Hungersnöten oder mangelnder medizinischer Versorgung krepieren. Wenn man nun von außen versucht, Druck auszuüben, indem man das Land weiter isoliert, liefert man dieser Regierung sogar noch Argumente, ihre eigene Politik gegenüber Kritikern zu rechtfertigen.

Interessant auch, dass vor einigen Jahren noch eine militärische Lösung des humanitären Problems (das hier IMHO schon länger schlimmer ist, als es beispielsweise im Irak vor 2003 war) durch die Medien geisterte, als George W. Bush grade auf dem Höhepunkt seiner Kriegsgeilheit war. Afghanistan, Irak, wer dann? Iran, Nordkorea, einige weitere – diese Namen hingen in der Luft. Seitdem bei Nordkorea klar ist, dass es die Bombe hat, ist sein Name plötzlich vom Tisch. Das bestärkt natürlich den Iran um so mehr, endlich seine eigene Bombe fertig zu bekommen, denn deren Besitz ist heutzutage die einzelne Garantie, in Ruhe gelassen und ernst genommen zu werden. Und dann wundern sich die restlichen Länder der Welt auch noch, wenn Schwellenländer regelmäßig genau dies anstreben?

Irgendwie ist es schon verblüffend, welchen symbolischen Wert eine einzige Atombombe haben kann. Viele Politiker können gerade garnicht laut genug betonen, wie gefährlich Nordkorea denn jetzt sei. Dabei finde ich: Die Tatsache, dass sie über eine Atombombe verfügen, macht sie kein bisschen gefährlicher, als sie vorher schon waren (falls sie überhaupt je eine ernst zu nehmende Gefahr für irgendwen außer dem eigenen Volk waren). Der militärische Wert einer einzigen Bombe ist gleich null. Vor allem, wenn man sich mit so einem Gegner wie den USA anlegt. Das ist alles eine rein psychologische Sache.

Die Welt ist kaputt. Ich weiß nicht, worüber ich mehr den Kopf schütteln sollte: Darüber, was in den verqueren Köpfen der Machthaber von Pjöng Jang vorgeht oder darüber, mit welcher Ohnmacht der Rest der Welt dem gegenübersteht. Im Moment tendiere ich zu zweitem.