Wie ich vor einigen Monaten schon schrieb, gibt es hier ein von der Stadt herausgegebenes “Stadtadressbuch”, das unter anderem die Adressen sämtlicher hier lebenden Personen enthält – auch derer, die aus guten Gründen nicht im Telefonbuch stehen.
Wie wirkt sich das nun aus? Bisher hat es noch nicht die Wellen geschlagen, die ich mir davon erhofft habe, doch zumindest etwas hat sich getan: Mein hiesiger Augenarzt hat bisher immer seine Urlaubstermine in der Zeitung veröffentlicht. An sich ein guter Service, denn so weiß jeder, wann es sich nicht lohnt, dort wegen einem Termin anzurufen. Es wird ja öfter davor gewahnt, öffentlich breitzutreten, wenn man im Urlaub ist, etwa mit Zetteln an der Tür oder entsprechenden Ansagen auf dem Anrufbeantworter, denn so wird man zum willkommenen Ziel für Einbrecher, die sich dann sicher sein können, dass niemand im Haus ist und der Einbruch nicht so schnell bemerkt wird.
Mein Arzt hat also peinlich genau darauf geachtet, dass seine Privatanschrift nirgendwo veröffentlicht wird. So konnte er guten Gewissens seine Urlaubstermine kundgeben, denn wo er wohnt, weiß ja niemand außer seinen Nachbarn, die ihm (ländliche Gegend!) wohl kaum an den Kragen wollen. Jetzt hängt in seinem Wartezimmer an prominenter Stelle ein auffällig gestalteter Zettel mit sinngemäß folgendem Inhalt:
Sehr geehrte Patienten,
durch die Veröffentlichung meiner privaten Adresse im Stadtadressbuch fühle ich mich in meiner Privatsphäre verletzt. Ich werde daher meine Urlaubstermine nicht mehr in der Zeitung veröffentlichen.
Bitte haben Sie Verständnis für diesen leider notwendig gewordenen Schritt.
Bravo, liebe Stadt! Stolz drauf, dass ein eigentlich sinnvoller Service deswegen nun eingestellt wird?