Mit ‘terrorismus’ getaggte Artikel

Osama bin Laden ist tot. Na und?

von MichiK am 3. Mai 2011 um 23:17 Uhr

Ich frage mich ja, warum ausgerechnet diese Meldung ausgerechnet zum jetzigen Zeitpunkt kommt. Wie es scheint, haben die Amerikaner den guten Mann ja schon einige Monate lang observiert und er konnte ihnen schlecht davonlaufen – warum ermorden sie ihn also jetzt? Nächstes Jahr im Wahlkampf wäre doch ein taktisch viel besserer Zeitpunkt gewesen. Vermutlich gibt es da noch einige Dinge, die erst in den nächsten Wochen und Monaten langsam durchsickern werden.

Das ist aber garnicht der Punkt. Wenn man den Medienberichten glauben darf, war bin Laden beim Zugriff der Navy SEALs unbewaffnet und wurde “versehentlich” durch einen Kopfschuss getötet. Wer’s glaubt… Politiker in aller Welt freuen sich nun über diesen Mord und betonen im selben Atemzug fleißig, dass zwar der Staatsfeind Nr. 1 nun tot ist, aber dass das natürlich kein Grund zum Aufatmen sein kann und der Terror nun erst so richtig losgeht. Was hinkt hier?

Die Amerikaner stellen sich immer als die großen Kämpfer für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte dar. Nun ermorden sie einen ihrer Widersacher einfach so und fast alle finden es gut. Damit haben sie allerdings ihre Prinzipien verraten, für die sie diesen Kampf angeblich überhaupt nur führen. Sie haben sich damit auf die Stufe der “Barbaren” begeben, anstatt die moralischen und ethischen Werte der westlichen Zivilisation hochzuhalten. Die gestehen auch einem Massenmörder, so brutal und böse er auch sein mag, zunächst einmal ein Recht auf Leben und einen fairen Prozess zu. Anstatt Osama bin Laden festzunehmen und von einem internationalen Gericht verurteilen zu lassen (und somit der Welt zu zeigen, dass man es ernst meint mit der Freiheit und der Demokratie), hat man ihn erschossen und so zum Märtyrer gemacht. Immerhin war man klug genug, bin Laden im Meer zu bestatten und somit zu verhindern, dass sein Mausoleum zur Pilgerstätte wird.

Eigentlich ist diese Diskussion ohnehin müßig. Meine Argumentation basiert darauf, dass es der Politik ernsthaft darum geht, dem Terrorismus die Grundlage zu entziehen. Doch das ist anscheinend garnicht das Ziel. Den Regierungen (egal ob in den USA, in Deutschland oder anderswo auf der Welt) kommt die angebliche terroristische Bedrohung gerade recht, lassen sich doch so immer neue Sicherheitsgesetze durchboxen oder zumindest die bestehenden Notstandsgesetze weiterhin rechtfertigen. Dass man durch dieses künstlich hochgehaltene Klima der Angst den Terroristen nur einen Gefallen tut, wird billigend in Kauf genommen – und das Volk fällt darauf herein.

Denn: Was ist das Ziel von Terrorismus? Anschläge verüben und möglichst viele Menschen töten? Nein. Das Ziel heißt Angst. Die Menschen sollen Angst haben. Es gibt zwei Wege, Terror die Grundlage zu entziehen: Entweder man stellt die Ursachen ab oder aber man nimmt die Terroristen nicht ernst. Warum muss man es denn in den Medien groß aufbauschen, wenn jemand festgenommen wird, der Grillanzünder und Aceton im Haus hat und dann auch noch einen Lötkolben kauft? Wenn man meint, Leute wegen sowas festzunehmen, soll man es meinetwegen machen, aber nicht an die große Glocke hängen. Gab es in den letzten 10 Jahren in Deutschland auch nur einen einzigen Terroranschlag? Ich kann mich an keinen erinnern. Entweder gibt es also garkeine Terroristen, oder diejenigen, die es gibt, haben es nicht auf uns abgesehen, oder aber die Sicherheitsbehörden arbeiten schon lange effektiv genug, um alle Anschlagspläne, so sie existieren, im Vorfeld zu verhindern.

Warum also Angst haben? Es ist doch alles gut. Wenn niemand in Terrorpanik verfällt, werden es die Terroristen irgendwann von selbst sein lassen. Ich sehe das genauso wie mit einer Strategie gegen Mobbing in der Schule, die bei mir wunderbar funktioniert hat: Man hat versucht, mich zu provozieren, ich habe nicht reagiert. Irgendwann hat man es aufgegeben.

Terrorismus?

von MichiK am 22. Januar 2008 um 01:48 Uhr

Woran ich bei der seit Jahren hier schwelenden Terrordebatte immer denken muss: Wie viele Leute sind eigentlich letztes Jahr in Deutschland durch Terroranschläge gestorben? Fand überhaupt einer statt? Mir ist keiner bekannt. Und vorletztes Jahr? Und das Jahr davor? … Eben. Man hört immer nur von irgendwelchen Fake-verhinderten Fake-Anschlägen in den Medien und das ist dann Argument für immer schärfere Gesetze. Ich sehe das ja genau umgekehrt: Wenn man es jetzt schon so effektiv schafft, Anschläge zu verhindern, wozu braucht man dann noch weitere Sicherheitsgesetze?

Was anderes: Warum wird den Leuten ständig reingedrückt, sie müssten Angst vor Terrorismus haben? Ich hab keine Angst vor Terroristen, höchstens vor Staatsterrorismus. Selbst wenn jede Woche ein mittelmäßiger Terroranschlag stattfände, bei dem 100 Leute sterben, d.h. ca. 5000 Leute im Jahr, hätte ich keine Angst. Warum nicht? Mal ganz nüchtern betrachtet: Im Jahr 2006 starben ca. 5000 Menschen bei Autounfällen (und 1980 waren es sogar 15000) – hält das irgendwen vom Autofahren ab? Ich kenne niemanden. Wäre es dann nicht konsequent, dass die ganzen Menschen, die Angst vor Terrorismus haben, nicht mehr autofahren würden? Denn das ist ja noch gefährlicher! Abgesehen davon passieren doch die meisten Unfälle sowieso im Haushalt, also warum können solche Menschen sich überhaupt in Häusern aufhalten, ohne vor Angst zu zittern?

Außerdem: Selbst ich habe ja schon in der Schule gelernt, dass Terroristen vor allem deswegen agieren, um Aufmerksamkeit zu bekommen, sei es für sich persönlich oder für die Sache, für die sie kämpfen. Warum bauscht man das Thema dann so auf? Damit ist doch genau das erreicht, was die wollen! Warum ignoriert man sie nicht einfach? Die Tatsache, dass jedes Jahr 5000 Menschen im Straßenverkehr sterben, scheint ja auch niemanden wirklich zu interessieren, jedenfalls, wenn ich mir den Fahrstil vieler Leute anschaue, aber das ist was anderes… Warum sehen die Politiker das nicht? – Halt, natürlich sehen sie es; warum schaffen sie es mit so billiger Propaganda überhaupt, immernoch anerkannt oder gar wiedergewählt zu werden? Kann mir das mal jemand beantworten?

Ach ja, meine Prognose für die nächste Zeit: Schäuble & Co. werden den Verteidigungsfall umdefinieren, damit der auch dann gegeben ist, wenn kein Staat, sondern irgendeine Gruppe verwirrter Idioten Deutschland “angreift”. Denn dann kann man auch ohne gesetzliche Grundlage Flugzeuge abschießen und wenn man einen Unschuldigen tötet, um einen anderen zu retten, dann ist das halt ein Kollateralschaden und nicht der Rede wert.

Verwirrend? Ja, durchaus…