Ich habe heute eine E-Mail bekommen. Also eine richtige, an mich adressierte Mail, die mich auch interessiert und deren Absender ich meine Adresse gegeben habe. Der Inhalt bringt mich dennoch zum Schreien. Einige Beispiele:
To: [17 verschiedene Mail-Adressen]
Schön, jetzt haben weitere 16 Leute meine Mail-Adresse, denen ich sie nicht gegeben habe und die sie vielleicht garnicht haben sollen. Zumindest nicht diese Mailadresse. Außerdem hab ich nun eine gute Sammlung an Adressen, die ich mit Würmern fluten kann oder mit denen ich mich bei XXX-Newslettern anmelden kann.
Es gibt eine Erfindung namens “Bcc:”. Wenn die richtig implementiert ist, verhindert sie genau das. Wenn sie anders implementiert ist, nicht – dann muss man halt einzelne Mails verschicken. Gute Software kann das.
X-Spam-Level: +++++
X-Spam-Score: 5.6
Echt nicht schlecht. Es handelt sich um eine HTML-Mail ohne Text-Teil mit multiplen Empfängern, die noch dazu von web.de kommt. Kein Wunder. Bei einem meiner Konten mit mehr Spam-Aufkommen liegt die Grenze bei Score 3-5; alles, was drüber ist, fliegt ungelesen in die Tonne.
Der Text der Mail sieht ungefähr so aus:
<html><body style=3D’font-size:9pt; font-family:Verdana; font-family: Verdan=
a’ ><P>Hallo!</P><P> </P><P>Anbei sende ich Euch die Einladung=
zur n=E4chsten Veranstaltung.</P><P> </P><P>Viele Gr=FC=DFe!</P>
<P> </P><P>foo</P><br><br><table cellpadding=3D”0″ cellspacing=3D”0″ border=3D”0″><tr><t=
d bgcolor=3D”#000000″><img src=3D”http://img.web.de/p.gif” width=3D”1″ height=3D”1=
” border=3D”0″ alt=3D”" /></td></tr><tr><td style=3D”font-family:verdana; font-s=
ize:12px; line-height:17px;”>Mit der Gruppen-SMS von WEB.DE FreeMail k&oum=
l;nnen Sie eine SMS an alle <br>Freunde gleichzeitig sch=
icken: <A HREF=3D”http://freemail.web.de/features/=3Fmc=”><B>http://free=
mail.web.de/features/=3Fmc=</B></A> <br> &=
nbsp;<br> </td></tr></table></body></html>
Wer sich da durch gefunden hat, wird schnell merken – wenn man die Werbung am Ende noch weglässt, bekommt man folgendes heraus: “Hallo! // Anbei sende ich euch die Einladung zur nächsten Veranstaltung. // Liebe Grüße! // foo”. Weiß der Geier, warum man dafür soviel HTML braucht…
Als ob das nicht genug wäre, liegt die Einladung wirklich “anbei”, nämlich im Anhang. Als 48 KiB großes M$-Word-Dokument mit sinngemäß folgendem Inhalt:
[Briefkopf]
An:
- foo
- bar
- …
Einladung zu $Veranstaltung am 23.05.2042
Hiermit möchte ich euch zu unserer nächsten Veranstaltung einladen, bei der es um dieses, jenes und außerdem das da gehen wird.
Außerdem weise ich euch auf unsere nächste Veranstaltung in der Woche darauf hin.
Bitte teilt mir per Mail mit, ob ihr teilnehmt.
Mit freundlichen Grüßen
$Name
Super sinnvoll. Und für Leute ohne M$-Office oder sonstige aufgeblähte Software, die mit dem Scheißformat klarkommt, natürlich auch perfekt lesbar. So gehört sich das!
Ich finde es ja prinzipiell lobenswert, wenn Einladungen und sonstiges Zeug in Zeiten knapper kassen per Mail verschickt werden, um Porto zu sparen, wenn man die Mail-Adressen der Empfänger sowieso hat. Doch muss man dafür ausgerechnet ein Word-Dokument anhängen und dann auch noch eine so wunderbar formulierte HTML-Mail nehmen? Ich behaupte: Nein.
Wer Zeit genug hat, die Einladung als DOC zu speichern und an die Mail zu hängen, kann auch den Text einfach kopieren und ins Mailprogramm einfügen – dann kann es jeder lesen und niemand muss extra den Anhang öffnen. Außerdem ist es kleiner. Eine HTML-Mail ist auch nicht notwendig, wozu? In diesem Fall geht es weder um bunte, noch um gliederungsmäßige Dinge, sondern lediglich darum, dem Leser eine bestimmte Schriftart und -größe aufzuzwingen. Na danke…
Ich kann Leute verstehen, die meinen, dass E-Mail als Kommunikationsmedium den Bach runter geht. Wirklich. Nicht nur wegen der Spam-Plage, sondern auch wengen solchem foo. Das muss doch nun echt nicht sein.
Ich werde mir mal eine Antwort einfallen lassen – vielleicht den Text in ein wunderschön obskures Format verpacken, mit dem man unter Windows garantiert Probleme bekommt? Wäre doch ‘ne Idee… Eine Rückmeldung wollte er ja auf jeden Fall haben, zur Veranstaltung werd ich nämlich hingehen.
Der Absender ist übrigens Rechtsanwalt von Beruf.