Liebe Mobilfunkindustrie,
ich gebe zu ich bin kein guter Kunde. Mein Handy liegt meist nutzlos und mit leerem Akku neben meinem Laptop. Noch dazu ist es kein Vertragshandy, so das ihr an dieser Liegezeit auch kein Geld verdient. Es ist ein einfaches Siemens A55. Und das es ein A55 ist und von Siemens wußte ich nur, weil ich eben auf das Handy geguckt habe und die Typenbezeichnung abgeschrieben habe. Meine Handynummer weiß ich nur, wenn ich in meine Adressbuch geschaut habe, wo ein Eintrag namens “Meine Handynr.” existiert.
So selten nutze ich es.
Es hat weder eine Kamera mit der ich Fotos von den Fussballspielen meiner Oma machen kann, noch hat es Bluetooth um auf die Nacktbilder anderer Handybenutzer zugreifen zu können.
WAP-fähig ist es. Nur leider ist WAP doch kein wirklicher Ersatz von PuTTY, Mozilla und gesicherter VPN-Verbindung. Also keine wirkliche Alternative für einen internetsüchtigen, jungen, dynamischen Geek, der gerne an sonnigen Wochenenden auf Inlinern durch die City heizt oder Nachts mit seiner Digitalkamera auf Streifzug ist um coole Fotos zu machen, die als Bildschirmhintergrund taugen.
Kein kurzes reinschnuppern in den IRC-Chat am Wochenende, während ich in der City bin, um den Leuten dort erzählen zu können, was man gerade lustiges gehört hat.
Dabei bin ich doch genau eure Zielgruppe. Ich bin jung, modern, technikbegeistert und gebe viel Geld für Nonsens aus. Ich bin ein würdiger Vertreter der Generation X und ein noch enthusiastischer Vertreter der Generation iPod, auch wenn ich keinen Besitze.
Ich bin sogar so dermaßen Stereotypisch, das ich auf meinem Blog einen Button habe, der sagt, das ich eben keiner Zielgruppe angehöre. (Da, rechts, unter dem Menu und dem Button gegen Softwarepatente.)
Nun.. In einer Hinsicht stimmt dies auch. Ich kaufe nicht alles was man mir vorwirft.
Ich bin erst einmal ablehnend, gehe um das Objekt der Begierde neugierig herum. Begutachte es von allen Seiten, trete ein paar mal dagegen und wenn dann zu meiner Verwunderung ein Kuckuck herauskommt mit dem ich gar nicht gerechnet hatte, den ich aber so süß und knuddlig finde das ich nicht widerstehen kann, ist es schon fast gekauft.
Vorrausgesetzt der Gesamtpreis liegt in einem, meiner Meinung nach, gerechtfertigten Rahmen.
Eure UMTS-Datentarife, liebe Mobilfunkindustrie, haben diesen Test fast bestanden. Sie bieten faire Zeiten bzw. Datenvolumen zu einem gerechten Tarif und einen guten Preis für überzählige Minuten-/MB. Durchaus finanzierbar für einen Ex-Schüler auf Ausbildungssuche wie mich, der den Tarif nur will um auch mal während einer Zugfahrt oder einem Zeltcamp mit anderen Geeks, fernab jeglicher Zivilisation Pornos angucken zu können.
Nur zwei Frage hätte ich dann doch:
Was ist dieser UMTS-Basispreis wie ihr in alle in euren Tarifaufstaffelungen beschreibt?
Warum macht dieser immer nahezu 60% der gesamten monatlichen Kosten aus?
Und wieso findet man nirgendwo Informationen dazu, wo dieser Preis herkommt und welchen Zweck er erfüllt?
Und zweitens:
Wieso ist es nicht möglich einen UMTS-Datentarif zu buchen, ohne gleich einen (für mich sinnlosen) Handyvertrag mitbuchen zu müssen?
Solltet ihr aus Abrechnungstechnischen Gründen nicht dazu in der Lage sein, wären ich und jede Menge anderer Geeks euch bei der Lösung dieses technischen Problems sicherlich gerne behilflich.
Dann könnte man z.B. einen UMTS-Call-by-Call Tarif einführen und die entsprechenden UMTS-Laptop/PC-Karten im Onlineshop anbieten.
Ohne Abschlusszwang eines Handyvertrages und zu anderen Preisen anstelle von 371€ (O2 UMTS-Karte) oder 499€ (Vodafone UMTS-Karte).
Ich war zwar nur mittelmäßig in Wirtschaftslehre, meine mich aber entsinnen zu können, das je billiger etwas ist, es auch umso mehr Kunden findet. Entweder, weil es für die einen erst erschwinglich wird oder weil andere es so billig finden, das Sie es einfach ohne nachzudenken kaufen.
Ich meine mich auch an ein Diagramm mit 2 Achsen erinnern zu können. Die eine Achse symbolisierte den Preis, die andere die Kunden.
Ach.. – Ich mal es euch einfach mal auf.
Hier. Wie man sieht finden sich 0 Kunden, wenn der Preis bei 100% liegt und 100 Kunden, wenn der Preis bei 0% (€) liegt. Der ideale Punkt zwischen Kosten und Nutzen ist der Punkt, an dem sich die beiden Achsen schneiden.
Nun ist klar, das ihr nicht einfach die Daten aus ganz Deutschland in so ein Diagramm einfließen lasst.
– Meine Oma braucht kein UMTS. Die muss noch lernen, das CDs keine Schalplatten aus Metall sind, weil Sie so glänzen.
Ihr habt eure Zielgruppendefinition(en) für so etwas. Da steht dann z.B. drin, wie alt eure Zielgruppe ist, wieviel jeder durchschnittlich Verdient und was er so tut.
In umserem Beispiel also, wofür jemand aus dieser Zielgruppe den einen UMTS-Datentarif benötigen würde.
Und da habt ihr wohl vornehmlich an Leute wie euch gedacht. Die immer auf wichtigen Reisen sind und in der Bahn ihren Laptop aufklappen um Online an wichtigen Dokumenten zu arbeiten. Die immer gerne Online/Mobil erreichbar sein wollen, weil Sie aufgrund ihrer Arbeit und Interessen kaum Zeit für ihre Freunde haben. Außerdem sind Sie ja sowieso immer unterwegs.
Das Gute ist aber, das diese Leute sehr viel Geld haben, da Sie eben keine teure Freundin unterhalten müssen und nur selten mit ihren Freunden ins Kino gehen.
Das ist wohl eure UMTS-Zielgruppe.
Und nun frage ich dich, liebe Mobilfunkindustrie:
Was unterscheidet mich von den Leute dort oben?
Wenn ihr dies erkannt habt, bin ich mir ziemlich sicher, das meine Fantasie, das ich mich nach einer langen Fahrt auf Inlinern, einfach irgendwo in der Fußgängerzone der City auf den Boden setze um am Content Management System meiner Homepage zu arbeiten, wohl doch nur eine Fantasie meiner einsamen, feuchten Nächte bleiben wird.
Schade, wie ich finde.
Aber wie heißt es doch immer so schön: Never trust commercials. They just want to brainwash your eyes.
Es ist schade, das ihr nicht so modern sein könnt, wie ihr euch gebt.
Sehr schade.
Wer meiner Meinung ist, darf gerne ein Kommentar hinterlassen.